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Koepp, Friedrich
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 52): Ueber das Bildnis Alexander des Grossen — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.735#0005
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Älter als die Wissenschaft von der alten Kunst, deren Begründer diese Schrift
geweiht sein soll, ist die gelehrte Beschäftigung mit den Bildnissen berühmter Griechen
und Römer. Aber erst in neuster Zeit und erst vereinzelt ist der Versuch gemacht
worden, die durch Ennio Quirino Visconti in wissenschaftliche Bahnen geleiteten ikono-
graphiseheu Studien in den Zusammenhang der Kunstgeschichte hereinzuziehen, ihnen
die mit anderen Mitteln gewonnene Kenntnis des stilistischen Entwicklungsganges der
Kunst wirklich zu Gute kommen zu lassen und wiederum durch die stilistische Analyse
der Bildnisse der Charakteristik der Künstler neue Züge hinzuzufügen.

Seltsamerweise ist dieser Versuch mit entschiedenem Erfolg zuerst gerade bei
einem Künstler gemacht worden, von dem ein nicht durch die Aufgabe der Porträtähn-
lichkeit bedingtes Werk erst nachzuweisen bleibt, während er umgekehrt da, wo die
Vorbedingungen dafür weit günstiger zu sein seheinen, bisjetzt durchaus misglückt ist.

Die aufmerksame Betrachtung der beiden Bildnisse, in denen auf Grund littera-
rischer Zeugnisse "Werke des Silanion vermutet werden durften, ergab hinlängliche
Merkmale um auch in zwei anderen Bildnissen die Hand dieses Meisters überzeugend
nachzuweisen, ja eine Idealfigur vermutungsweise demselben Künstler zuzuschreiben1).

AVeit mehr als von der Art des Silanion wissen wir durch Zeugnisse der Alten
von der des Lysipp, und seit mehr als vierzig Jahren besitzen wir eiu hervorragendes,
im Altertum hochberühmtes Werk des Künstlers in einer vortrefflichen Oopie, den
'ApoxyDinenos' im Braecio nuovo des Vatikan. Der scheint uns heute, trotz der Über-
setzung aus der Bronze in den Marmor, von der man übrigens hier, wie sonst, mehr
als nötig gesprochen hat, die Eigenart des Künstlers so unverfälscht wiederzugeben, dafs
wir nicht ohne Lächeln den "Würfel in der ergänzten rechten Hand des Jünglings sehen

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