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Cartwright, Julia; Schröder, Clara [Übers.]
Jean Francois Millet: sein Leben und seine Briefe — Leipzig: Hermann Seemann Nachfolger, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.61218#0060
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Jean Francois Millet.

eines Tages zusammen nach Rom gehen.« Er starb
am 29. November 1835, seine ganze Familie in Trauer
zurücklassend und Francois aufgelöst in Kummer und
Schmerz. Das jüngste Kind war erst ein Jahr alt.
Die Sorge für die Familie und die Leitung des
Gutes fiel nun Frangois zu. Eine Zeit lang bemühte
er sich redlich, des Vaters Platz auszufüllen, aber sein
Herz litt und konnte sich nicht glücklich fühlen in
der so traurig veränderten Heimat; auch hatte die Kunst
ihn so ergriffen, dass sie ihn nicht wieder zurück-
lassen wollte in das frühere Leben, er hatte von den
kastalischen Wassern getrunken und konnte den Ge-
schmack dieses Zaubertrankes nicht vergessen.
Die Grossmutter bemerkte des Jünglings Unruhe
und erkannte bald die Ursache. Sie gedachte dessen,
wie eifrig besorgt Jean Louis um die Zukunft des
Sohnes war, und sie beschloss, dass dem Jüngling
kein Hindernis in den Weg gelegt werden sollte.
Nach Gruchy kam die Nachricht, dass die No-
tabein von Cherbourg hofften, Millet würde in seiner
Künstlerlaufbahn beharren, Bestellungen wurden ihm
versprochen, wenn er zurückkäme, und im Atelier des
ersten Malers der Stadt, Langlois de Chevreville,
wurde ihm ein Platz in Aussicht gestellt. Das brachte
die alte brave Grossmutter zur Entscheidung, der Wille
ihres verstorbenen Sohnes war heilig und musste er-
füllt werden.
»Mein Francois,« sagte sie, »wir müssen uns dem
Willen Gottes beugen. Dein Vater wollte, du solltest
Maler werden, gehorche ihm und gehe zurück nach
Cherbourg.«
Seine Mutter war derselben Meinung, Millet ging
zurück nach Cherbourg und nahm seine künstlerische
Ausbildung im Frühjahr 1836 wieder auf. Auf die
 
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