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Greville.

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Empfehlung des Bürgermeisters wurde er in Langlois’
Atelier zugelassen, wo er während der nächsten sechs
Monate emsig arbeitete. Sein neuer Meister hatte in
Paris unter Gros studiert, sich dann nach mehrjährigen
Reisen in Griechenland und Italien in Cherbourg nie-
dergelassen, wo er bis zu seinem Tode Zeichenlehrer
am College war. Gleichwie Mouchel erkannte auch
er sofort Millets Talent und sah, dass er ihm nur
wenig lehren konnte. Er liess ihn Zeichnungen von
Gros und Copien aus dem Louvre studieren und
schickte ihn wieder in das Museum.
Dort machte der Künstler eine vollendete Zeich-
nung von einer grossen »Anbetung«, ein Bild, 6 Fuss
breit und 8 Fuss hoch. Auch half er Langlois bei
zwei grossen Altarbildern, welche er in der Dreieinig-
keitskirche malte und versuchte sich an Porträts und
Zeichnungen eigner Komposition.
Die Abendstunden widmete er dem Lesen; er
verschlang alle Bücher, die er erreichen konnte, vom
Strassburger Almanach boiteux bis zu Paul de Kocks
Novellen. Ein junger Freund von ihm, M. Feuardent,
auch ein geborner Greviller, dessen Sohn später Millets
älteste Tochter heiratete, war damals Schreiber in einer
Bibliothek in Cherbourg. Durch ihn erhielt Millet
Zutritt zu den Hauptbibliotheken der Stadt, und so
las er Homer und Shakespeare, Scott und Byron,
Miltons Verlornes Paradies und Goethes Faust, die
Schillerschen Balladen und die Lieder von Beranger.
Unter den modernen französischen Schriftstellern übten
Chateaubriand und Victor Hugo besondere Anziehungs-
kraft auf ihn aus. In Atala und Rene fand er ein
Anklingen an das Vergangene, eine Erinnerung an
Heimat und Familie und zugleich ein bitteres Gefühl
für die Notstände des Lebens, welches seinem eignen
 
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