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154

Jean Francois Millet.

V.
1855—1856.
Sensier nennt das Jahr 1855 ein günstiges für
Millet. Dieser verkaufte etliche Bilder und zahlte
viele seiner alten Schulden ab. Dadurch wurde es
ihm möglich, seine Zeit und Gedanken neuen Ent-
würfen zuzuwenden und seine Ideen in Ruhe aus-
zuarbeiten. Seine Greviller Skizzen gaben die Motive
zu neuen Kompositionen, und manche seiner schönsten
Werke wurden in dieser Zeit begonnen. Eines der-
selben war der berühmte »Wasserfahrer«, der auf
der Ausstellung 1860 grosses Aufsehen erregte. Ein
anderes, das herrliche Bild »Die Erwartung« oder
»Tobias und sein Weib erwarten die Rückkehr ihres
Sohnes«, war 1853 angefangen, dann bei Seite gestellt.
Es war Millets Gewohnheit, zu gleicher Zeit mehrere
Bilder in Arbeit zu haben und mehr anzufangen, als
er vollenden konnte. Anfang 1860 hatte er 25 Bilder
in den verschiedensten Stadien in seinem Atelier.
Oft ging er mit Feuereifer an eine neue Arbeit, und
dann, wenn sich dieselbe nach der Meinung anderer
der Vollendung näherte, stellte er sie anscheinend
ohne Grund beiseite und nahm einen andern Ge-
danken auf. Auf diese Weise blieben viele Bilder
halbvollendet im Atelier, manchmal 20 Jahre lang.
Der »Hatneau Cousin« zum Beispiel, das Bild eines
alten Bauernhofes, welches er bald nach seiner Rück-
kehr von Greville anfing, im Herbst 1854, wurde
erst in seinem letzten Lebensjahre vollendet.
Er war schon selbst zu dem Schlüsse gekommen,
dass er nicht lange genug leben würde, um alle die
 
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