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I.

Als Millet endlich Paris verliess, um seine Zelte
in Barbizon aufzuschlagen, war der schwerste
1 \ Teil seines Lebens vorüber. Sorge und Leid
waren ihm noch genug vorbehalten, aber er hatte
sich durch einen entscheidenden Schritt von der
Sklaverei konventioneller Kunst befreit und konnte
nun allein seinem inneren Drange folgen. Er hatte
seine wahre Berufung erkannt, die Wolken des
Zweifels und der Unruhe, welche seinen Weg oft
verdunkelt hatten, waren zerrissen, und klar lag seine
Bahn vor ihm.
Welche Schwierigkeiten er auch zu überwinden
hatte, welche bittere Feindschaft ihm die Aussenwelt
auch noch zeigte, er war seiner selbst gewiss. Keinen
Augenblick hat er wieder geschwankt, keinen Ge-
danken hatte er übrig für den Kunststil, den er von
sich geworfen.
Aber jene traurigen zwölf Jahre des Kampfes
und der Not, die er in Paris zugebracht, waren nicht
vergebens gewesen. Er hatte seine Lehrzeit abgedient
und seine Lektion gut gelernt. Er bemeisterte die
technische Seite der Malerei und hatte die grossen
und bleibenden Prinzipien erkannt, welche die Grund-
lage aller wahren Kunst bilden. Und jetzt wollte er
jene Prinzipien anwenden bei den Typen mensch-
 
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