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Jean Frangois Millet.

liehen Lebens, welche seiner Seele seit seiner frühesten
Jugend gegenwärtig gewesen. Das, was er auf den
Knieen seiner Grossmutter gelernt, wenn die kleinen
Vögel in den alten Rüstern zwitscherten, das, was
sich in seine Seele gesenkt hatte, wenn er an seines
Vaters Seite dem Pfluge folgte, das wurde nun der
Geist und der Stoff seiner Kunst.
Barbizon — das Dorf, welches die Namen
Millet und Rousseau unsterblich gemacht haben —
ist ein kleiner Ort in der Gemeinde von Chailly,
im Departement Seine-et-Marne, ungefähr acht Meilen
von Paris und nicht weit von der Stadt und dem
Palast Fontainebleau. Es bestand damals aus einer
gewundenen Strasse mit niedrigen Steinhäusern und
Scheunen, zwischen dem westlichen Teil des Waldes
von Fontainebleau und der Ebene von La Biere.
Die nächsten Geschäfte, die Kirche und die Post
waren in Chailly, einem schläfrigen, kleinen Dorf an
der Hauptstrasse von Paris nach Fontainebleau. Dort
wurden die Leute aus Barbizon verheiratet und ihre
Kinder getauft; dort wurden sie im Schatten der alten
Kirche beerdigt, in welcher so manche Generation
ihrer Vorfahren gebetet hatte.
Die ersten Künstler, welche Barbizon entdeckten,
sollen Aligny und Le Dieu gewesen sein, welche
1824 dort einen Freund besuchten, und — begeistert
von der Schönheit des Ortes — den Ruf derselben
unter ihren Kameraden in Paris verbreiteten. Corot
und Rousseau, Diaz und Barye und Frangois und
andere kamen in den nächsten Jahren und nahmen
Quartier im Weissen Ross von Chailly, welches mehr
Bequemlichkeiten bot als man in Barbizon fand,
bis im Jahre 1830 ein Schneider namens Frangois
Ganne, der ein deutsches Mädchen geheiratet hatte,
 
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