144 Jean Francois Millet.
ihn väterlich geliebt, sah ihn nicht wieder. Aber
seine Gebete waren erhört, und er konnte ruhig
sterben.
IV.
1854—1855.
Während Millet im Sommer in Greville war,
wurde sein Haus in Barbizon einer gründlichen Ver-
besserung unterzogen. Die drei Räume waren zu
klein für die anwachsende Familie und die vielen Be-
sucher. Sein Wirt, der »Wolf«, wie er im Dorf hiess,
sah, dass er in Millet einen ständigen Mieter hatte
und bewilligte deshalb verschiedene Verbesserungen.
Die alte Scheune in der Ecke des Gartens wurde
als Atelier hergerichtet; die Decke wurde beschält,
ein bretterner Fussboden gelegt, — in Barbizon ein
grosser Luxus — an einer Seite wurde ein breites
Fenster nach Norden gebaut. Diese alte Scheune, die
Kühe und Pferde, Korn und Heu beherbergt, wurde
nun des Künstlers ständiges Atelier. Hier entstanden in
den nächsten 20 Jahren alle seine grossen Bilder, seine
berühmten Zeichnungen. Hier bewunderten ihn bei
seiner Arbeit die ersten Künstler seiner Zeit — Rousseau
und Corot, Diaz und Barye — hier strömten nach
seinem Tode seine Verehrer aus allen Weltteilen zu-
sammen, um den Ort zu sehen, der mit seinem Ge-
dächtnis so innig verknüpft war. Das Atelier steht
heute noch, aber das Innere ist gänzlich verändert
und hat ein neues modernes Aussehen. Zu Millets
Zeiten waren die Wände weder gemalt noch tapeziert;
drei oder vier Staffeleien, ein Sofa mit Kattunbezug
und ein Tisch, bedeckt mit einem unordentlichen