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Greville.

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gefährlich erkrankte, eilte Millet ohne Verzug nach
Greville, und in seinen Briefen hinterlässt er eine
ergreifende Beschreibung ihres Todes.

II.
In späteren Jahren sprach Millet oft von seiner
Knabenzeit; er liebte es, sich jedes kleine Ereignis aus
der Kindheit, auf welche er als die glücklichste Zeit
seines Lebens blickte, zurückzurufen. Auf Sensiers
Bitte schrieb er einige seiner frühsten Erinnerungen
nieder, welche ein so lebendiges Bild seiner kindlichen
Eindrücke geben, dass wir sie Wort für Wort anführen.
»Ich erinnere mich, dass ich eines Morgens
durch Stimmen in dem Zimmer, in welchem ich
schlief, erwachte. Zwischen dem Reden hörte man
ab und an einen schwirrenden Ton. Es war das
Geräusch von Spinnrädern, und die Stimmen gehörten
den spinnenden und Garn spulenden Frauen. Der
Staub des Zimmers tanzte in einem Sonnenstrahl,
welcher durch das hohe schmale Fenster fiel. Ich
sah oft, wie der Sonnenschein diese Wirkung aus-
übte, da das Haus gegen Osten lag. In der einen
Ecke des Zimmers befand sich ein grosses Bett, auf
demselben eine Decke mit breiten roten und braunen
Streifen, welche bis auf den Boden hing. Da war
auch ein grosser brauner Schrank an der Wand
zwischen dem Bett und dem Fenster. Alles dieses
erscheint mir wie in einem unbestimmten, sehr un-
bestimmten Traum. Wenn ich mich der Gesichter
dieser armen Spinnerinnen auch nur im entferntesten
erinnern sollte, so wären alle meine Bemühungen um-
 
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