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Jean Francois Millet.
IX.
1859—1860.
Das Jahr 1859 fand Millet in äusserst gedrückter
Stimmung. Er hatte zwei Monate lang durch Kopf-
schmerzen schwer gelitten; die Kinder waren krank
gewesen und seine Frau erwartete ihre Entbindung.
Sein grösster Kummer war es jedoch, dass Letröne,
Rousseaus Freund, welcher ihm vor fünf Jahren vier
Bilder abgekauft hatte, dieselben jetzt auf die Auktion
brachte und zu sehr niedrigen Preisen verkaufte.
Millet empfand das schwer. Es war klar, die Welt
wollte seine Arbeit nicht anerkennen; seine besten
Bilder wurden verachtet, und er sollte mit seiner
Familie zu Grunde gehen. Bekümmert schrieb er an
Sensier:
Mittwoch, Januar 1859.
Bisher haben mich schreckliche Kopfschmerzen
gehindert, Dir von dem traurigen Stand meiner
Dinge zu schreiben. Welche vollständige Nieder-
lage dieser Verkauf von Letröne! Die Zukunft
wird immer hoffnungsloser! Ich empfinde es um
so härter, weil ich nicht weiss, wie ich jemals aus
dem Elend herauskommen soll, welches mich mit
eisernen Griffen umklammert. Ich bin durch kleine
Schulden nach verschiedenen Richtungen hin be-
ständig bedrückt, es ist mir unmöglich, sie zu zahlen.
Es ist schrecklich, solchen Leuten seine Blösse zu
zeigen, nicht nur weil es meinen Stolz verletzt,
sondern weil wir nicht die nötigsten Lieferungen
mehr bekommen. Wir haben nur noch für zwei
Tage Holz, und wissen nicht, wo wir welches her-
Jean Francois Millet.
IX.
1859—1860.
Das Jahr 1859 fand Millet in äusserst gedrückter
Stimmung. Er hatte zwei Monate lang durch Kopf-
schmerzen schwer gelitten; die Kinder waren krank
gewesen und seine Frau erwartete ihre Entbindung.
Sein grösster Kummer war es jedoch, dass Letröne,
Rousseaus Freund, welcher ihm vor fünf Jahren vier
Bilder abgekauft hatte, dieselben jetzt auf die Auktion
brachte und zu sehr niedrigen Preisen verkaufte.
Millet empfand das schwer. Es war klar, die Welt
wollte seine Arbeit nicht anerkennen; seine besten
Bilder wurden verachtet, und er sollte mit seiner
Familie zu Grunde gehen. Bekümmert schrieb er an
Sensier:
Mittwoch, Januar 1859.
Bisher haben mich schreckliche Kopfschmerzen
gehindert, Dir von dem traurigen Stand meiner
Dinge zu schreiben. Welche vollständige Nieder-
lage dieser Verkauf von Letröne! Die Zukunft
wird immer hoffnungsloser! Ich empfinde es um
so härter, weil ich nicht weiss, wie ich jemals aus
dem Elend herauskommen soll, welches mich mit
eisernen Griffen umklammert. Ich bin durch kleine
Schulden nach verschiedenen Richtungen hin be-
ständig bedrückt, es ist mir unmöglich, sie zu zahlen.
Es ist schrecklich, solchen Leuten seine Blösse zu
zeigen, nicht nur weil es meinen Stolz verletzt,
sondern weil wir nicht die nötigsten Lieferungen
mehr bekommen. Wir haben nur noch für zwei
Tage Holz, und wissen nicht, wo wir welches her-