Paris.
73
III.
Die Kunst stand auf einer niedrigen Stufe, als
Millet nach Paris kam. Die Jury des Salon wurde
nicht von den Künstlern selbst gewählt, sondern be-
stand aus einer amtlichen Körperschaft, welche über
den Fortschritt der Künstler eine tyrannische Herr-
schaft ausübte und allen denen die Thüre verschloss,
welche es wagten, von den strengen, akademischen
Regeln abzuweichen. »In der Ecole des Beaux-Arts,«
schrieb Thackeray 1838, »ist alles klassisch; Orestes
wird von jeder Art Furien verfolgt, unzählige Wölfe
säugen Romulusse, Hektore und Andromachen sind
in verabschiedende Umarmungen verwickelt.« Die
mutigen Anstrengungen, welche die Künstler 1830
machten, an ihrer Spitze Rousseau, »der Wahrheits-
apostel der Landschaft«, wurden scheinbar unterdrückt.
Die Werke eines Delacroix, Decamps, Corot, wie
zwei der schönsten Bilder von Rousseau, wurden im
Jahre 1835 zurückgewiesen. Während der nächsten
13 Jahre waren die Thüren des Salon dem letztge-
nannten Maler verschlossen, und diese systematische
Ausschliessung seiner Landschaften trug ihm den
Namen »Le Grand Refuse« ein. Nach den Worten
eines bekannten Kritikers »wurde ihm sein unbestreit-
bares Talent von jeder Jury bestritten«.
Die Zeit war ungünstig für das erste Auftreten
eines unbekannten Künstlers, aber Millet wagte es,
1840 zwei Bildnisse an den Salon einzusenden. Das
eine — ein Porträt seines Freundes Marolle — würde
zurückgewiesen, aber das andere, welches einen Cher-
bourger Freund darstellte und nach Millets Ansicht
das schwächere war, — wurde angenommen. Mit
73
III.
Die Kunst stand auf einer niedrigen Stufe, als
Millet nach Paris kam. Die Jury des Salon wurde
nicht von den Künstlern selbst gewählt, sondern be-
stand aus einer amtlichen Körperschaft, welche über
den Fortschritt der Künstler eine tyrannische Herr-
schaft ausübte und allen denen die Thüre verschloss,
welche es wagten, von den strengen, akademischen
Regeln abzuweichen. »In der Ecole des Beaux-Arts,«
schrieb Thackeray 1838, »ist alles klassisch; Orestes
wird von jeder Art Furien verfolgt, unzählige Wölfe
säugen Romulusse, Hektore und Andromachen sind
in verabschiedende Umarmungen verwickelt.« Die
mutigen Anstrengungen, welche die Künstler 1830
machten, an ihrer Spitze Rousseau, »der Wahrheits-
apostel der Landschaft«, wurden scheinbar unterdrückt.
Die Werke eines Delacroix, Decamps, Corot, wie
zwei der schönsten Bilder von Rousseau, wurden im
Jahre 1835 zurückgewiesen. Während der nächsten
13 Jahre waren die Thüren des Salon dem letztge-
nannten Maler verschlossen, und diese systematische
Ausschliessung seiner Landschaften trug ihm den
Namen »Le Grand Refuse« ein. Nach den Worten
eines bekannten Kritikers »wurde ihm sein unbestreit-
bares Talent von jeder Jury bestritten«.
Die Zeit war ungünstig für das erste Auftreten
eines unbekannten Künstlers, aber Millet wagte es,
1840 zwei Bildnisse an den Salon einzusenden. Das
eine — ein Porträt seines Freundes Marolle — würde
zurückgewiesen, aber das andere, welches einen Cher-
bourger Freund darstellte und nach Millets Ansicht
das schwächere war, — wurde angenommen. Mit