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Jean Francois Millet.

es möglich ist. Ich erwähne es, da wir jetzt von
diesen Dingen sprechen. Unterrichte mich von
allen Neuigkeiten. Guten Morgen an Rousseau.
J. F. Millet.

XV.
1864—1865.
Im folgenden Jahre widmete sich Millet fast aus-
schliesslich den dekorativen Malereien für Monsieur
Thomas’ Speisesaal in Paris. Der Auftrag sagte ihm
zu, er hatte volle Freiheit, sowohl in Bezug auf die
Motive, wie auf die Art der Ausführung. Ehe er an
die Arbeit ging, holte er sich bei den ersten Autori-
täten unter den alten und den modernen Schriftstellern
Rat und studierte die Wandmalereien in Fontainebleau
und im Louvre. Aber er wurde dadurch nicht be-
einflusst, und diese symbolischen Darstellungen tragen
ebenso deutlich den Stempel von des Künstlers Ori-
ginalität, wie seine Bauernbilder.
Der Frühling war ein ländliches Idyll im Stil seiner
ersten Pastelle. Daphnis und Chloe liebkosen ein
Nest voll junger Vögel in einer Waldlandschaft am
Ufer der blauen See. Der Sommer erscheint in der
ährengeschmückten Gestalt der Ceres, sie schreitet
mit einer Sichel durch das goldene Erntefeld, während
der Herbst eine fröhliche Bacchantengruppe zeigt. Für
den Winter nahm Millet ein Motiv aus dem Anakreon:
der Knabe Amor wird von freundlichen Bauern vor
dem Hunger und der Kälte der Winternacht geschützt.
Die Aufgabe war eine kongeniale und bereitete
dem Künstler grosse Freude, aber die Ausführung so
 
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