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34 Jean Francois Millet.
mann« und die »Schnitter«, die »Aehrensammler« und
der »Angelus« sind Blätter aus einer Geschichte.
Millets Bauern sind normannischer Geburt, der Schnitt
ihrer Kleider, die Form ihrer Geräte sind so, wie er
sie in der Kindheit gesehen.
Und das Empfinden, welches ihn zu diesen
grossen Werken begeisterte, das angeborne Bewusst-
sein von der Würde der Arbeit und von ihrer ewigen
Bestimmung, das stets gegenwärtige Ahnen der Ge-
heimnisse in der Natur und des innigen Zusammen-
hanges des Menschen mit dem Unendlichen, waren
Dinge, die dem Maler unter seines Vaters Dach ge-
worden waren, in dem Hause seiner Vorfahren an
der normännischen Küste.
Noch in späteren Jahren kam ihm die Umgebung
seiner Jugend selten aus der Erinnerung. Als er im
Sterben lag, umschwebte ihn die Vision seiner heimat-
lichen grünen Felder, und eines der letzten Bilder,
welches er malte, war das der alten Kirche in Greville,
mit den Kreuzen auf den Gräbern seiner Väter unter
den hohen Pappelbäumen und dahinter die stille,
blaue See.

IV.
Millets Genie zeigte sich zuerst in einer auf-
fallenden Stärke der Beobachtungsgabe und des Ge-
dächtnisses. Des Kindes leidenschaftliche Liebe zur
Natur und sein gedankenvoller Sinn, die Tiefe seiner
Eindrücke und die Poesie seiner Seele trat klar hervor,
aber erst später nahm die künstlerische Begabung feste
Gestalt in ihm an.
Seine Schwester Emilie erinnerte, wie der fünf-
jährige Knabe, vom Vater befragt, was er werden
 
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