Barbizon.
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weit im allgemeinen annehmen, besonders aber gegen
die Kritiker, damit werden auch seine bitteren Be-
merkungen über die Kunstschriftsteller erklärt und sein
Widerstreben, ihre Bekanntschaft zu machen. Das Be-
wusstsein dieses harten Kampfes lesen wir auch aus
seinen Porträts aus dieser Zeit. Wir haben eine
Photographie von ihm, die ein Freund 1861 in Bar-
bizon angefertigt; Millet ist in Holzschuhen und grauem
Anzug, mit dem Rücken gegen die Gartenmauer ge-
lehnt Sein Kopf ist gehoben, die Füsse stehen fest,
seine Augen wie auf einen Feind gerichtet, wie ein
Bauernheld aus der Vendee.
»Du siehst aus, wie ein Bauernführer, der er-
schossen werden soll,« meinte Sensier. Das gefiel
Millet. Er war, wie er oft sagte, der Führer einer
verlorenen Hoffnung, ein trauriger, einsamer Fechter
für eine grosse Sache. Als er eines Abends in seinem
Garten die untergehende Sonne sinken sah, da rief
er aus:
»Dort liegt die Wahrheit! Lasst uns für sie
kämpfen!«
Und so kämpfte und starb er, und die Wahr-
heit siegte.
XL
1861—1862.
Der Streit zwischen den Kunsthändlern Blanc
und Stevens verwickelte Millet 1861 in endlose Un-
annehmlichkeiten. Durch den folgenden Prozess ge-
riet er in beständige Verlegenheiten, er konnte weder
seine Bilder abliefern, noch das Geld erlangen, welches
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weit im allgemeinen annehmen, besonders aber gegen
die Kritiker, damit werden auch seine bitteren Be-
merkungen über die Kunstschriftsteller erklärt und sein
Widerstreben, ihre Bekanntschaft zu machen. Das Be-
wusstsein dieses harten Kampfes lesen wir auch aus
seinen Porträts aus dieser Zeit. Wir haben eine
Photographie von ihm, die ein Freund 1861 in Bar-
bizon angefertigt; Millet ist in Holzschuhen und grauem
Anzug, mit dem Rücken gegen die Gartenmauer ge-
lehnt Sein Kopf ist gehoben, die Füsse stehen fest,
seine Augen wie auf einen Feind gerichtet, wie ein
Bauernheld aus der Vendee.
»Du siehst aus, wie ein Bauernführer, der er-
schossen werden soll,« meinte Sensier. Das gefiel
Millet. Er war, wie er oft sagte, der Führer einer
verlorenen Hoffnung, ein trauriger, einsamer Fechter
für eine grosse Sache. Als er eines Abends in seinem
Garten die untergehende Sonne sinken sah, da rief
er aus:
»Dort liegt die Wahrheit! Lasst uns für sie
kämpfen!«
Und so kämpfte und starb er, und die Wahr-
heit siegte.
XL
1861—1862.
Der Streit zwischen den Kunsthändlern Blanc
und Stevens verwickelte Millet 1861 in endlose Un-
annehmlichkeiten. Durch den folgenden Prozess ge-
riet er in beständige Verlegenheiten, er konnte weder
seine Bilder abliefern, noch das Geld erlangen, welches