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Jean Frangois Millet.
am meisten von Millets alten Bewunderern Saint
Victor und Theophile Gautier.
»In der That,« schrieb Millet, »ziehe ich die
Art, in welcher Saint Victor jetzt von mir spricht,
dem übermässigen Lob vor. Die vielen leeren Worte,
die hohlen Schmeicheleien gaben mir das Gefühl, als
verschluckte ich Pomade! Ich bin ihn gerne los,
auch auf Kosten von etwas Schmutz. Trüge ich
Tanzschuhe, so wäre mir der Weg zu schmutzig, aber
mit meinen Holzschuhen komme ich schon durch.«
Aber nicht immer konnte er seinen Feinden so
heiter begegnen. Es gab Augenblicke, in denen ihm
der Mut sank.
»Wenn ich nicht so sicher in meinen eigenen
Ueberzeugungen wäre,« sagte er zu Sensier, »wenn
ich nicht einige wenige Freunde hätte, wenn ich ganz
allein stände, so würde ich dazu kommen, mich zu
fragen, ob ich nicht ein Gimpel meiner eigenen Ein-
bildung wäre, nichts als ein Träumer! Aber, im
Ernst, wo liegt in den Schmähungen dieser Herren
Wahrheit und Ernst, die meinen Fehlern abhelfen
könnten? Ich sehe und finde nichts als Lärm! —
Nicht den geringsten Rat, nicht die kleinste Andeutung,
die mir von Nutzen sein könnte. Ist das die Auf-
gabe der Kritik, einen Mann zu schmähen und dann
zu verschwinden?«
Sensier behauptet, und die zeitgenössischen Kunst-
blätter und Zeitungen, mit ein oder zwei Ausnahmen,
bestätigen die Wahrheit seiner Aussage, dass Millet
zu dieser Zeit nicht viel besser als ein Verbrecher
angesehen wurde, dessen ganzes Bemühen darauf ge-
richtet war, ehrliche Bürger zum Aufstand zu reizen.
Diese beständigen Verfolgungen und Ungerechtigkeiten
liessen ihn eine feindselige Stellung gegen die Aussen-
Jean Frangois Millet.
am meisten von Millets alten Bewunderern Saint
Victor und Theophile Gautier.
»In der That,« schrieb Millet, »ziehe ich die
Art, in welcher Saint Victor jetzt von mir spricht,
dem übermässigen Lob vor. Die vielen leeren Worte,
die hohlen Schmeicheleien gaben mir das Gefühl, als
verschluckte ich Pomade! Ich bin ihn gerne los,
auch auf Kosten von etwas Schmutz. Trüge ich
Tanzschuhe, so wäre mir der Weg zu schmutzig, aber
mit meinen Holzschuhen komme ich schon durch.«
Aber nicht immer konnte er seinen Feinden so
heiter begegnen. Es gab Augenblicke, in denen ihm
der Mut sank.
»Wenn ich nicht so sicher in meinen eigenen
Ueberzeugungen wäre,« sagte er zu Sensier, »wenn
ich nicht einige wenige Freunde hätte, wenn ich ganz
allein stände, so würde ich dazu kommen, mich zu
fragen, ob ich nicht ein Gimpel meiner eigenen Ein-
bildung wäre, nichts als ein Träumer! Aber, im
Ernst, wo liegt in den Schmähungen dieser Herren
Wahrheit und Ernst, die meinen Fehlern abhelfen
könnten? Ich sehe und finde nichts als Lärm! —
Nicht den geringsten Rat, nicht die kleinste Andeutung,
die mir von Nutzen sein könnte. Ist das die Auf-
gabe der Kritik, einen Mann zu schmähen und dann
zu verschwinden?«
Sensier behauptet, und die zeitgenössischen Kunst-
blätter und Zeitungen, mit ein oder zwei Ausnahmen,
bestätigen die Wahrheit seiner Aussage, dass Millet
zu dieser Zeit nicht viel besser als ein Verbrecher
angesehen wurde, dessen ganzes Bemühen darauf ge-
richtet war, ehrliche Bürger zum Aufstand zu reizen.
Diese beständigen Verfolgungen und Ungerechtigkeiten
liessen ihn eine feindselige Stellung gegen die Aussen-