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Greville.

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wollte, mit Bestimmtheit antwortete: »Ich möchte
Bilder von Menschen machen.«
Nach und nach begann das unbestimmte Sehnen
des Knabenherzens, seine Bewunderung und sein Ent-
zücken für alle lebenden Dinge Ausdruck zu finden.
Der Anblick alter Stiche in einer illustrierten Bibel
veranlasste ihn zuerst, den Bleistift in die Hand zu
nehmen, und bald versuchte er es, die Gegenstände
seiner Umgebung zu zeichnen. Während der Nach-
mittagsruhe seines Vaters zeichnete Frangois vom
Fenster aus den Garten und die Zäune, das weidende
Vieh und die Felder mit dem weiten Horizont der
See und des Himmels. Wenn Jean Louis von seinem
Schlummer erwachte, stand er oft auf und warf einen
Blick auf die Zeichnung, mit welcher der Knabe be-
schäftigt war, dann kehrte er leise, ohne ihn zu stören,
auf seinen Platz zurück, erfreut über diese neue Ent-
wickelung von Frangois’ Fähigkeiten. Eine wohl-
gelungene Skizze, welche Francois von drei auf Maul-
tieren reitenden Männern, die Greville an Markttagen
passierten, gemacht hatte, war im Ladenfenster des
Grobschmieds ausgehängt und zog die Aufmerksam-
keit dieser Leute auf sich, die eifrig nach dem Namen
des Künstlers forschten, der sie gezeichnet hatte. Dann
machte der Knabe noch verschiedene Zeichnungen
biblischen Inhalts, von denen »Die zehn klugen und
thörichten Jungfrauen« von der Familie und den Nach-
barn besonders bewundert wurde.
Aber niemand dachte daran, ihn Künstler werden
zu lassen, und er selbst liess es sich nicht träumen,
die Heimat zu verlassen oder einem andern Beruf
als dem seines Vaters zu folgen, bis er ungefähr
18 Jahre alt war. Als er da eines Sonntags aus der
Kirche kam, prägte sich ihm die gebeugte Gestalt
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