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Barbizon. 205
Ebene, sie sahen die Sonne hinter den Baumstämmen
untergehen, hinter den langen Alleen, die Millet wie
die Chorgänge einer grossen Kathedrale erschienen.
Erst mit der Dunkelheit kehrten sie nach Barbizon
zurück, wenn das Wild im Dickicht aufschreckte.
Dann kam Millet, ganz erfüllt mit neuen Eindrücken,
nach Hause, das erste Blatt Papier nahm er zur Hand
und skizzierte flüchtig die Scenen und Stimmungen,
die ihm den Sinn gefangen hielten. Diese kostbaren
Blätter wurden oft von seinen Besuchern mitgenom-
men, er legte keinen Wert darauf. Einige sind noch
im Besitz der Familie. Sein Schwiegersohn, Monsieur
Heymann, besitzt mehrere sehr interessante, welche
die Originalstudien zu manchen wohlbekannten Bildern
enthalten. Wir erkennen die Kinder in der »Nouveau-
Ne,« die Arbeitergruppe in den »Moissonneurs!« Eine
Reihe ähnlicher Skizzen hat Sensier in seinem Buch
wiedergegeben. Ein Mädchen, welches wucherndes
Unkraut zusammenharkt, ein Arbeiter, der auf seiner
Forke lehnt, eine junge Hirtin, ein segelndes Boot,
eine Hüttengruppe im Walde, — das waren die ver-
schiedenen Motive, die der Künstler in solchen
Stunden wiedergab. Und auf einem Blatt, über dem
Kopf eines Mädchens lesen wir die berühmten Worte:
»II faut pouvoir faire servir le trivial ä l’expression
du sublime. C’est lä la vraie force.«
Es war sein Lieblingsausspruch, und kein Motto
könnte sein Leben und sein Werk besser bezeichnen.
 
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