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14 Jean Francois Millet.
sonst, denn obwohl ich gross wurde, ehe sie starben,
erinnere ich ihre Namen doch nur, weil ich später
von ihnen in meiner Familie sprechen hörte. Eine
von ihnen war meine alte Grosstante Jeanne, eine
andere war eine Spinnerin von Beruf, die oft ins
Haus kam und Colombe Gamache hiess. Diese ist
die frühste von allen meinen Erinnerungen. Ich muss
sehr klein gewesen sein, als ich diesen Eindruck er-
hielt, und nach langer Zeit wurde ich mir erst deut-
licherer Bilder bewusst. Ich erinnere nur noch un-
bestimmte Eindrücke, wie den Klang kommender und
gehender Schritte, das Schnattern der Gänse im Hof,
das Krähen der Hähne, das Schlagen der Dreschflegel
in der Scheune und ähnliche Geräusche, welche ich
beständig hörte und welche keine besondere Wirkung
auf mich ausübten. Ein kleiner Umstand schwebt
mir deutlicher vor. Die Gemeinde schaffte neue
Glocken an; zwei der alten waren eingeschmolzen,
um Flinten davon zu machen, und die dritte war ge-
sprungen, wie ich später hörte. Meine Mutter nahm
mich mit, um die neuen Glocken zu besehen, welche
in die Kirche gebracht waren, um geweiht zu werden,
bevor sie in den Turm kamen. Sie war von einem
jungen Mädchen Namens Julie Lecacheux begleitet,
mit welchem ich später sehr bekannt wurde. Ich
weiss noch, welchen Eindruck es auf mich machte,
mich in einem so grossen Raum wie die Kirche zu
finden, welche mir sogar grösser als unsere Scheune
erschien, und wie die Schönheit der grossen Fenster
mit ihren rautenförmigen Scheiben meine Phantasie
aufregte. Wir sahen die Glocken auf dem Boden
liegen; sie erschienen mir riesengross, da sie viel
grösser waren als ich. Was mir jedenfalls die Scene
so eingeprägt hat, war folgendes. Julie Lecacheux,
 
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