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Carus, Carl Gustav
Neuer Atlas der Cranioskopie enthaltend dreissig Tafeln Abbildungen merkwürdiger Todtenmasken und Schädel — Leipzig, 1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.8657#0012
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VIII

der menschlichen Gestalt"*) nachgelesen werden können, merkwürdige Beispiele dar-
bieten, ja sie soll seihst in Laien, indem sie denselben zeigt, wie vielfach der Bau des mensch-
lichen Hauptes variirt, aber wie charakteristisch seine Form zugleich für die verschiedenen
menschlichen Naturen immer bleibt, das Interesse für diese wichtigen und im Leben so
vielfache Anwendung findenden Kenntnisse mehr und mehr erwecken, wissenschaftlichen
Forschern aber eine Masse von Material darbieten, welches ihnen dann weiter anzuwenden
und nach Gefallen auszubeuten freisteht.

Schon die erste Ausgabe dieses Atlas **) hat daher in der hier ausgesprochenen Richtung,
wie mir vielfach bekannt geworden ist, mannichfaltig genützt und angeregt. Was jedoch
dort, als meine Symbolik noch nicht erschienen war, unerlässlich blieb, nämlich ein beson-
deres Vorwort über diese damals neue Cranioskopie selbst beizufügen, erscheint jetzt voll-
kommen überflüssig, nachdem an den bezeichneten Orten diese wissenschaftlichen Grundlagen
hinreichend gegeben sind. Wird sich doch bei den folgenden Betrachtungen der einzelnen
Beispiele selbst noch mannichfache Gelegenheit finden, auf einzelne wichtige Punkte der
Lehren der Cranioskopie insbesondere aufmerksam zu machen, und nur eins bedarf daher
gegenwärtig einer kurzen Vorbemerkung, und dies betrifft die Beibehaltung der frühern
bereits in den „Grandzügen"***) und dann ausführlicher in der „Symbolik" mitgetheilten
Methode der Ausmessung einzelner Theile des Schädels und der Grössenbestim-
mnng des ganzen Hauptes nacli pariser Zollen; denn auch hier findet sich, dass selbst
nachdem das Einfachste und Naturgemässeste aber- und abermals dargelegt war, man immer
noch nicht aufhört, als Grundsatz der Proportionsbestimmungen, dem Publikum künstliche
und oft sehr complicirte Vorschläge zu empfehlen. Zuvörderst aber kann es bei diesem
Thema nie genug hervorgehoben werden, dass man sich überhaupt stets daran erinnere,
hier liege die Grössenbestimmung eines Organischen, d. h. eines in seiner lebendigen
Erscheinung, nie imbedingt starr und gleichmässig bleibenden, vielmehr immerfort einiger-
massen schwankenden Körpers vor, den man also nicht etwa gleich einem metallenen
Würfel haarscharf mit Zirkel und Mikrometer soll bestimmen wollen, sondern bei welchem
es sich hauptsächlich um Aufstellung gewisser Verhältnisszahlen seiner Grösse
handelt, damit man über das Mehr oder Weniger seiner gesammten und theil-
weisen Entwicklung zu möglichst klarer Vorstellung gelange.- Die Misachtung
schon dieser ersten allgemeinen .Regel hat unzählige vorhergegangene sowol als neuere
Messungen ganz resultatlos gelassen, sodass man bei vielen derselben einst vergebens fragen
wird, was sich aus solchen scrupulösen hundertfältigen Maassabnahmen menschlicher Pro-
portionen irgend wahrhaft Bedeutungsvolles ergeben habe oder jemals ergeben konnte.

Nur zu oft wird also hier wirklich das wichtige Wort: „Der Mensch sei Maass und
Messer der Schöpfung", welches eben sagen will, dass wir auch um den Menschen zu

*) Zweite Auflage (Leipzig 1858), besonders von Seite 120 —192.
**) Erstes Heft 1843; zweites Heft 1845 (Leipzig).

***) Citrus, .,Grundzüge einer neuen und wissenschaftlich begründeten Cranioskopie- (Stuttgart 1841), mit 2 Tafeln.
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