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Kunstsalon Paul Cassirer; Ring, Grete [Oth.]; Ludwigs Galerie [Contr.]
Deutsche Kunst im Zeitalter Goethes: Ausstellung vom 13. März bis 10. April 1932 unter Mitwirkung der Ludwigs Galerie München bei Paul Cassirer Berlin — Berlin: Paul Cassirer, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.74437#0005

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Die vorliegende Ausstellung dient dem Ende, in Ehrung des Jubiläums^
monats März 1932 die bildende Kunst Deutschlands im Zeitalter Goethes
in einigen bezeichnenden Beispielen von Malerei, Plastik und Zeichnung
vorzuführen. Es sollen keine Goethe^Erinnerungen oder ^Reliquien gezeigt
werden: die gleichzeitig in der Berliner Akademie der Künste zur Schau
gestellte Sammlung Kippenberg vertritt diesen Teil des Programms in so
vorbildlicher Weise, daß jeder Versuch in ähnlicher Richtung vermessen
erschiene. Vielmehr galt unsere Bemühung dem Zusammenbringen von
Kunstwerken, die zu jener Zeit entstanden, wobei der Kunstwert des
Objekts dem historisch beziehungsmäßigen vorzugehen hatte. Es erscheint
nach dieser Programmstellung einleuchtend, daß den künstlerisch bedeute
sarnen Gestalten der Epoche mehr Raum bereitgestellt werden mußte, als
denen, die nur durch ihre Berührung mit der Peripherie Goethes das Intern
esse der Nachwelt beanspruchen dürfen. Dabei zeigt es sich, daß — ent^
gegen der eingebürgerten Meinung, als habe Goethe sein Mäzenatentum
nur den mittelmäßigen, seinen Befehlen servil folgenden Zeitgenossen an^
gedeihen lassen — gerade bei allen über das Mittelmaß ragenden Figuren
'persönliche Beziehungen zu Goethe sich, oft überraschend, ergeben, so^
daß die Aufgabe, in der würdigen Repräsentation der Kunst jener Zeit
doch nicht zu weit vom Zentralpunkt Goethe abzuschweifen, vergleichst
weise unschwer lösbar erschien. Nur wenige Fälle bleiben, in denen das
Moment der Freundschaft das ästhetische überschatten muß, darunter die
liebenswürdigen Frauen Angelika Kauffmann und Louise Seidler, das „Kind"
Goethes Bettina, der treue Mitarbeiter Heinrich Meyer, wobei wiederum
die Beziehungen Angelikas zu den größeren Deutschrömern, Louise Seidlers
zu den Dresdenern Friedrich und Kersting, vor allem Meyers Eigenschaft
als Schüler Füßlis Brücken zu den bedeutenden Erscheinungen der Zeit
schlagen.
Es war ferner insonderheit unser Bestreben, mit den gewählten Künste
werken die Atmosphäre einzufangen, die Goethen in den verschiedenen
Perioden seines Lebens umgab. Wir beginnen mit einigen Dokumenten
des deutschen Rokoko, wie sie in Goethes Vaterhaus gewertet und ge^
sammelt wurden — Seekatz, Schütz — es folgen Beispiele deutscher Imitat
tion der holländischen Kleinmeister, die Goethes Leipziger Zeichenlehrer
und Kunstberater Oeser entzückt haben möchten. Der deutsche Zopfstil
ist — wie es einer Berliner Veranstaltung geziemt — vor allem durch

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