FRANZ KRÜGER GESTERN
UND HEUTE
Von Walter Weidmann
Unter den Künstlern des i g. Jahrhunderts, die sich die
Darstellung der Wirklichkeit zur Aufgabe machten,
wird Franz Krüger immer einen Ehrenplatz behaupten.
Ebenso wie sein Leben harmonisch dahingeflossen ist, gibt
es auch in seiner Kunst kein Schwanken und keine Krisen.
Er steckte seine künstlerischen Ziele niemals höher, als
seine individuelle Begabung sie zu erreichen vermochte,
und doch steht noch heute dieses Erreichte hoch genug,
daß immer wieder Gelegenheit ergriffen wird, des Meisters
Werke auszustellen und in Wort und Schrift auf ihre
Qualitäten hinzuweisen.
Besonders merkwürdig berührt uns der große Publi-
kumserfolg, den Krüger zu seinen Lebzeiten genoß, obwohl
die künstlerischen Hauptströmungen seiner Epoche in
der Ideenmalerei der Nazarener wurzelten. Diese machten
es sich zur Aufgabe, durch ihr Schaffen die Menschheit
über die gemeine Wirklichkeit hinwegzutäuschen und
sie in ein höheres, beseligtes Dasein zu versetzen. Es fehlte
damals nicht an maßgebenden Stimmen der Kunstkritik,
die es offen aussprachen, nur Raphael allein könne sich
an Bedeutung mit Peter Cornelius messen. So sehr
nun aber auch die Fresken der Casa Bartholdy und die
Camposantokartons von den Fachleuten gepriesen wurden,
so vermochten doch nicht gelehrte Exegesen, und alles
Zureden nicht, den breiteren Massen der Kunstgenießen-
den seelisch jenen gehobenen Zustand zu vermitteln, der
UND HEUTE
Von Walter Weidmann
Unter den Künstlern des i g. Jahrhunderts, die sich die
Darstellung der Wirklichkeit zur Aufgabe machten,
wird Franz Krüger immer einen Ehrenplatz behaupten.
Ebenso wie sein Leben harmonisch dahingeflossen ist, gibt
es auch in seiner Kunst kein Schwanken und keine Krisen.
Er steckte seine künstlerischen Ziele niemals höher, als
seine individuelle Begabung sie zu erreichen vermochte,
und doch steht noch heute dieses Erreichte hoch genug,
daß immer wieder Gelegenheit ergriffen wird, des Meisters
Werke auszustellen und in Wort und Schrift auf ihre
Qualitäten hinzuweisen.
Besonders merkwürdig berührt uns der große Publi-
kumserfolg, den Krüger zu seinen Lebzeiten genoß, obwohl
die künstlerischen Hauptströmungen seiner Epoche in
der Ideenmalerei der Nazarener wurzelten. Diese machten
es sich zur Aufgabe, durch ihr Schaffen die Menschheit
über die gemeine Wirklichkeit hinwegzutäuschen und
sie in ein höheres, beseligtes Dasein zu versetzen. Es fehlte
damals nicht an maßgebenden Stimmen der Kunstkritik,
die es offen aussprachen, nur Raphael allein könne sich
an Bedeutung mit Peter Cornelius messen. So sehr
nun aber auch die Fresken der Casa Bartholdy und die
Camposantokartons von den Fachleuten gepriesen wurden,
so vermochten doch nicht gelehrte Exegesen, und alles
Zureden nicht, den breiteren Massen der Kunstgenießen-
den seelisch jenen gehobenen Zustand zu vermitteln, der