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Verlag Bruno Cassirer
Almanach: auf das Jahr ... — 1926

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Künstler-Anekdoten. Aus "Kunst und Künstler"
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https://doi.org/10.11588/diglit.70233#0185
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Künstler-Anekdoten

149

Zwei Bankiers öffnen die Schleusen ihrer Kennerschaft
vor einem alten Gemälde. „Ein Bild des Quattrocento“,
sagt der erste, indem er die Augenbrauen hochzieht. „ Ach
was,“ fordert der andere, „Cinquecento.“ Der Streit der
Meinungen wogt hin und her, ohne daß einer von beiden
überzeugende Gründe anzuführen vermöchte, bis schließ-
lich der erste — eine konziliante Natur — sein Gebot von
quattrocento auf quattrocento cinquanta erhöht, welches
der zweite mit befriedigtem Gesichtsausdruck akzeptiert.
*
Oskar Kruse stand mit einer Dame vor einem Schau-
fenster, in dem Holzschnitte von Dürer ausgelegt waren.
Während beide auf eine „Beschneidung Christi“ blickten,
sprach Kruse leise und eindringlich diese Worte:
„Was das Leben würzt,
wird dir hier verkürzt,
weine nicht,
kleiner Wicht!
Für der Liebe Glück
bleibt genug zurück.
Schwabb!
Ab!“
*
Ein Antiquitätenhändler besitzt fünf Statuetten—nackte
Frauen — die er nicht los werden kann.
Er denkt sich, es fehlt mir für die Figuren sicherlich nur
der richtige Titel, dann würde ich sie verkaufen können.
Als der nächste Käufer in seinen Laden kommt, weist
er auf die Figuren hin: „Die fünf Sinne.“
 
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