Sammler von der Art des Herrn Vincent Mayer sind selten geworden. Sie gedeihen
nicht in der Großstadtunruhe; unsere Zeit scheint ihnen ungünstig zu sein. Das
Kupferstichsammeln blüht freilich, aber anders als früher. Französische und englische
Stiche des 18. Jahrhunderts werden ihres Dekorationswertes wegen gesucht. Das Ver-
ständnis für die gedruckten Äußerungen der großen Maler, namentlich Rembrandts,
Dürers und Goyas, hat sich vertieft und ist weitergedrungen. Aber dieses wählerische
Herausgreifen einiger Dinge hat wenig gemein mit der gleichmäßigen, stillen und beschei-
denen Tätigkeit der Kupferstichsammler alten Stils, zu denen Vincent Mayer gehört.
Der Bildersammler ist bald am Ende. Sobald er die Wände seiner Behausung nach
seinem Geschmacke bedeckt hat, hört er auf, Sammler zu sein, stellt den Sammler nur
noch dar, indem er mit Stolz seine Schätze vorweist.
Manche Sammler werden nicht durch den Reiz dieses oder jenes Ciebietes zur Besitz-
ergreifung gelockt, sondern die Lust des geistigen und materiellen Erwerbens reizt sie,
sich ein Gebiet zu suchen, auf dem sie für ein Menschenleben Arbeit finden. Sie wenden
sich vorzugsweise Buchern zu, Zeichnungen, Münzen, Medaillen und Kupferstichen.
Hier gibt es kein Ende. Der Sammler wird von einem Stück zum anderen geführt.
Die Liebhaberei nimmt mehr und mehr Besitz von dem ganzen Menschen. Die
Vielheit der Gegenstände, die fesselnde Kleinarbeit des Nachscblagens, Bestimmens,
Vergleichens, Ordnens und Aufstellens füllt seine Muße aus. Namentlich m früheren
Zeiten gab es Privatsammlungen von gewaltigem Umfang, und ein beträchtliches Maß
von geistiger Leistung wurde auf solche organisierten Anhäufungen gewendet.
Der wissenschaftliche Sinn für lückenlosen Zusammenhang findet nichts gleichgültig
oder wertlos und hat vieles gerettet, was vom subjektiven Geschmack jener Periode
verworfen, vom subjektivenGeschmack dieserPeriode wieder liebevoll aufgenommen wurde.
Dem Temperament nach gibt es unter den Sammlern Jäger und Angler. Herr Vin-
cent Mayer gehörte zu den Angl ern. Er ging nicht stürmisch vor, ließ sich nicht hin-
reißen. Er wartete, bis daß seine Gelegenheit kam. Und da ihm beschieden war, lange
nicht in der Großstadtunruhe; unsere Zeit scheint ihnen ungünstig zu sein. Das
Kupferstichsammeln blüht freilich, aber anders als früher. Französische und englische
Stiche des 18. Jahrhunderts werden ihres Dekorationswertes wegen gesucht. Das Ver-
ständnis für die gedruckten Äußerungen der großen Maler, namentlich Rembrandts,
Dürers und Goyas, hat sich vertieft und ist weitergedrungen. Aber dieses wählerische
Herausgreifen einiger Dinge hat wenig gemein mit der gleichmäßigen, stillen und beschei-
denen Tätigkeit der Kupferstichsammler alten Stils, zu denen Vincent Mayer gehört.
Der Bildersammler ist bald am Ende. Sobald er die Wände seiner Behausung nach
seinem Geschmacke bedeckt hat, hört er auf, Sammler zu sein, stellt den Sammler nur
noch dar, indem er mit Stolz seine Schätze vorweist.
Manche Sammler werden nicht durch den Reiz dieses oder jenes Ciebietes zur Besitz-
ergreifung gelockt, sondern die Lust des geistigen und materiellen Erwerbens reizt sie,
sich ein Gebiet zu suchen, auf dem sie für ein Menschenleben Arbeit finden. Sie wenden
sich vorzugsweise Buchern zu, Zeichnungen, Münzen, Medaillen und Kupferstichen.
Hier gibt es kein Ende. Der Sammler wird von einem Stück zum anderen geführt.
Die Liebhaberei nimmt mehr und mehr Besitz von dem ganzen Menschen. Die
Vielheit der Gegenstände, die fesselnde Kleinarbeit des Nachscblagens, Bestimmens,
Vergleichens, Ordnens und Aufstellens füllt seine Muße aus. Namentlich m früheren
Zeiten gab es Privatsammlungen von gewaltigem Umfang, und ein beträchtliches Maß
von geistiger Leistung wurde auf solche organisierten Anhäufungen gewendet.
Der wissenschaftliche Sinn für lückenlosen Zusammenhang findet nichts gleichgültig
oder wertlos und hat vieles gerettet, was vom subjektiven Geschmack jener Periode
verworfen, vom subjektivenGeschmack dieserPeriode wieder liebevoll aufgenommen wurde.
Dem Temperament nach gibt es unter den Sammlern Jäger und Angler. Herr Vin-
cent Mayer gehörte zu den Angl ern. Er ging nicht stürmisch vor, ließ sich nicht hin-
reißen. Er wartete, bis daß seine Gelegenheit kam. Und da ihm beschieden war, lange