lebendiger Tradition weiterwirkend bis in die Zeit wo Leibi seine Hauptwerke
schuf, wo Eduard Schleich starb und Knaus noch ein guter Maler war. Zu diesen
gesellen sich einige Sonderpersönlichkeiten von ausgesprochener Eigenart, wie der
bis zur Jahrhundert?Ausstellung vergessene sächsische Kavaliersmaler Ferdinand
von Rayski und der auch erst kürzlich wiederentdeckte, manchmal so über?
raschend feine Berliner Albert Hertel.
Dann kommt eine neue Generation. Max Liebermann, durch den halb
münchnerischen, halb pariserischen Munkacsy in seinen Anfängen noch mit der
älteren Richtung verbunden, machte um die Jahrhundertwende den Impressionis?
mus zu einer deutschen Angelegenheit. Max Slevogt mit beschwingtem siiddeut?
sehen Temperament aus der Diezschule stammend, baute hier weiter, und Lovis
Corinth, zeitweise auch durch Münchener Schulung hindurchgegangen, ent?
wickelte die Richtung zu seinem rauschenden Kolorismus. Die Jüngeren, Weis?
gerber, Kokoschka und Großmann, stehen auf dem Boden, den der Impressionis?
mus geschaffen hatte, und suchten neue Ziele auf. Dieses Neue ist im Werden.
Weisgerbers Entwicklung brach ein früher Tod jäh ab. Kokoschka, dieses eigen?
artigste Talent, bereicherte sich, wenigstens auf dem Gebiete des Kolorismus, an
dem Besten, was der Expressionismus, etwa Noldescher Observanz, zu geben
hatte, an der Ausdruckskraft der reinen Farbe, und Großmann stellt auf persön?
lichste Weise den Übergang zu der nie ganz verschüttet gewesenen Malkultur
Frankreichs her.
Den hier kurz angedeuteten Entwicklungsgang der deutschen Malerei be?
gleiten an allen entscheidenden Wegstellen Ausblicke auf die gleichzeitige Kunst
Frankreichs. Courbet, Boulard und Theodule Ribot stehen in Wechselwirkung
mit der deutschen Malerei um 1870. Daubigny und Troyon waren wichtig für den
romantischen Realismus, Edouard Manet und die Impressionisten wurden um die
Jahrhundertwende in Deutschland fruchtbar, ebenso wie etwas später, Cezanne,
der Holländer van Gogh und, neuerdings, Toulouse?Lautrec. —
Die große Zeit der deutschen Malerei setzt in den sechziger Jahren des
19. Jahrhunderts, mit dem Schaffen des Altmeisters Hans Thoma, ein. Seine
Kunst, in der vorliegenden Sammlung glücklich vorbereitet durch Zeichnungen
von Ludwig Richter und Moritz von Schwind, erlebte ihre erste
Blüteperiode in der Epoche von 1865—1880, jener Epoche, die ja in Deutschland
überhaupt einen ungeahnten Reichtum an stärkster malerischer Leistung ans Licht
brachte. Anfangs etwas suchend und, wie auch Leibi damals, etwas unbeholfen,
ringt sich der eben Fünfundzwanzigjährige zur Selbständigkeit und Freiheit
durch. „Des Künstlers Elternhaus zu Bernau“ aus dem Jahre 1867, vielleicht etwas
früher als das ähnliche Bild der Hamburger Kunsthalle, bedeutet einen großen
schuf, wo Eduard Schleich starb und Knaus noch ein guter Maler war. Zu diesen
gesellen sich einige Sonderpersönlichkeiten von ausgesprochener Eigenart, wie der
bis zur Jahrhundert?Ausstellung vergessene sächsische Kavaliersmaler Ferdinand
von Rayski und der auch erst kürzlich wiederentdeckte, manchmal so über?
raschend feine Berliner Albert Hertel.
Dann kommt eine neue Generation. Max Liebermann, durch den halb
münchnerischen, halb pariserischen Munkacsy in seinen Anfängen noch mit der
älteren Richtung verbunden, machte um die Jahrhundertwende den Impressionis?
mus zu einer deutschen Angelegenheit. Max Slevogt mit beschwingtem siiddeut?
sehen Temperament aus der Diezschule stammend, baute hier weiter, und Lovis
Corinth, zeitweise auch durch Münchener Schulung hindurchgegangen, ent?
wickelte die Richtung zu seinem rauschenden Kolorismus. Die Jüngeren, Weis?
gerber, Kokoschka und Großmann, stehen auf dem Boden, den der Impressionis?
mus geschaffen hatte, und suchten neue Ziele auf. Dieses Neue ist im Werden.
Weisgerbers Entwicklung brach ein früher Tod jäh ab. Kokoschka, dieses eigen?
artigste Talent, bereicherte sich, wenigstens auf dem Gebiete des Kolorismus, an
dem Besten, was der Expressionismus, etwa Noldescher Observanz, zu geben
hatte, an der Ausdruckskraft der reinen Farbe, und Großmann stellt auf persön?
lichste Weise den Übergang zu der nie ganz verschüttet gewesenen Malkultur
Frankreichs her.
Den hier kurz angedeuteten Entwicklungsgang der deutschen Malerei be?
gleiten an allen entscheidenden Wegstellen Ausblicke auf die gleichzeitige Kunst
Frankreichs. Courbet, Boulard und Theodule Ribot stehen in Wechselwirkung
mit der deutschen Malerei um 1870. Daubigny und Troyon waren wichtig für den
romantischen Realismus, Edouard Manet und die Impressionisten wurden um die
Jahrhundertwende in Deutschland fruchtbar, ebenso wie etwas später, Cezanne,
der Holländer van Gogh und, neuerdings, Toulouse?Lautrec. —
Die große Zeit der deutschen Malerei setzt in den sechziger Jahren des
19. Jahrhunderts, mit dem Schaffen des Altmeisters Hans Thoma, ein. Seine
Kunst, in der vorliegenden Sammlung glücklich vorbereitet durch Zeichnungen
von Ludwig Richter und Moritz von Schwind, erlebte ihre erste
Blüteperiode in der Epoche von 1865—1880, jener Epoche, die ja in Deutschland
überhaupt einen ungeahnten Reichtum an stärkster malerischer Leistung ans Licht
brachte. Anfangs etwas suchend und, wie auch Leibi damals, etwas unbeholfen,
ringt sich der eben Fünfundzwanzigjährige zur Selbständigkeit und Freiheit
durch. „Des Künstlers Elternhaus zu Bernau“ aus dem Jahre 1867, vielleicht etwas
früher als das ähnliche Bild der Hamburger Kunsthalle, bedeutet einen großen