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Kunstsalon Paul Cassirer [Hrsg.]; Hugo Helbing [Hrsg.]; Hugo Helbing (Firma) [Mitarb.]
Ausstellung / Paul Cassirer ; Hugo Helbing: Die Sammlung eines süddeutschen Kunstfreundes: Gemälde und Zeichnungen deutscher und französischer Meister des XIX. Jahrhunderts; Versteigerung: 3. März 1925, 4. März 1925 — Berlin: Cassirer, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.53576#0010
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Studien und ein Mädchenkopf eine Vorstellung von seiner Art. Am vollgültigsten
das „Händepaar“, das Trübner, man kann sich denken weshalb, lange besaß. Der?
art starkes Malwerk, mit derart veredelter Materie, gehört zu den größten Kost?
barkeiten unsrer Kunst. Dieses Stück ist keine „Studie“, sondern ein Fragment,
als bester Teil aus einem im übrigen wohl nicht ganz geglückten Bilde, aus der
Zeit um 1890, herausgeschnitten.
Trübner berührte sich am Anfang seiner Laufbahn mit Leibis Idealen.
Leibis Schüler war er nicht, wie denn große Meister ja überhaupt keine Schüler
haben. Er fühlte sich nur in seiner Art durch Leibis Art bestätigt in seinen künst?
lerischen Überzeugungen. Während Leibi anfangs merkwürdig zaghaft scheint
und seine Energie sich zunächst etwas verhalten äußert, ist Trübner eigentlich
von Anfang an schon klar über sich und beinahe fertig. Die deutsche Kunst?
geschichte kennt nicht vieles, was meisterlicher wäre als die Arbeiten des fünf?
undzwanzigjährigen Trübner. Die Mönchsbilder gehören in diese Reihe, meist
1872 und in dem besonders glücklichen Jahre 1873 entstanden, dann die Frauen?
bildnisse von 1874, unter denen diese „Leonie de Baker“, Statistin am Theater in
Brüssel, eine besondere Rolle spielte und den jungen Meister malerisch immer
wieder reizte. Das vorliegende Exemplar scheint den Künstler noch mehr befrie?
digt zu haben als das Bild der Münchener Pinakothek. Eine schier Leiblsche
Formfestigkeit vereinigt sich mit klingender Tonfülle und sonorer koloristischer
Pracht. Später verhärtete Trübner, ähnlich wie der zeitweise bei der Tempera?
Malerei angelangte Leibi seine Malweise, geht aber zugleich stärker in reine und
leuchtende Farben hinein, wie bei dem stupenden Stück der „Polnischen Gräfin“.
Zugleich treibt es ihn in einer Anwandlung eines frühen, wenn auch verschämten
Wagnerianismus „Bilder und Unglücksfälle“ zu malen (dies Wort stammt von
ihm selber), und es entsteht jene lange zu Unrecht unterschätzte Serie seiner
Mythologien. Mag man über den Wert der einzelnen Werke in dieser Art auch
verschiedener Meinung sein, meisterhafte Malerei von erstaunlichem Können
bieten sie fast alle, und dazu dann diese wie geschliffenes Email funkelnde Herr?
lichkeit der Oberfläche. Die vorliegende „Gigantenschlacht“, früher in der Samm?
lung Rothermundt, ist eine glückliche Variante des Gemäldes in der Karlsruher
Galerie. — Trübners Landschaftsstil, eine von impressionistischen Tendenzen
nicht berührte Plenairmalerei persönlichsten Gewächses, ist durch eine Reihe
glänzender Beispiele repräsentiert. „Niederhausen im Odenwald“, um 1900, auch
einstmals in der Sammlung von Rothermundt, macht den Beginn. Man denkt
noch an Thoma. Die Landschaft mit dem Rosenbeet von 1909, die Aussicht am
Starnberger See von 1912 und der Schloßpark in Homburg von 1915, in ihrer
Frische und Leuchtkraft, ihrer malerischen Strenge und malerischen Souveränität
 
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