Effektes und eine tiefere Fülle des Tones. Man muß die Landschaften Schir*
m e r s und S c h 1 e i c h s zum Vergleich heranziehen, oder die stolze Reihe der
so eminent malerischen, von feinstem Esprit inspirierten Landschaften und
Figurenbilder Spitzwegs, besonders seine kostbaren „Badenden Nymphen“,
um den Unterschied der malerischen Absichten ganz zu ermessen. Daß frühere
Jahrzehnte, eben zugunsten solcher Einfachheit geneigt waren, Spitzweg schlecht*
hin als einen NovellemMaler und erzählenden Illustrator abzutun, haben wir zu
unsrem Glück längst wieder vergessen, spätestens seit der JahrhunderbAus*
Stellung. Heute wissen wir, daß er einer der feinsten deutschen Maler war, und
einer der ersten, den die Kunst Frankreichs fruchtbar bereicherte. Bei dem Ver*
gleich mit Menzel, der zunächst so ungerecht scheint, kommt er nicht in jedem
Falle von vornherein zu kurz. Auch Menzel hatte, und zwar nicht nur in seiner
Jugendzeit, Widerstände zu überwinden, bis er wurde, wer er war. Das Ideal
einer sehr faßbaren Deutlichkeit, das ihm in seinem lange verschollen gewesenen
Frühwerk der „Konsultation“ aus dem Jahre 1837, einem Ölbilde, vorschwebte,
hat ihm in späteren Jahren, wo er solchen Gegenständen mit seiner virtuosen
GouacheZTechnik zu Leibe ging, das malerische Konzept nicht selten ein wenig
verdorben. —
Neben Thoma und Leibi, den Meistern des veredelten Realismus, erhob
sich um genau dieselbe Zeit der Idealstil, der große Monumentalstil: H a n s v o n
M ar ees! Romantisches und malerische Schwärmerei lebte auch in ihm. Sein
schöner Bildentwurf von den „Rittern mit einer nackten Frau in einer Landschaft“
aus dem Jahre 1867 etwa, steht in dieser Hinsicht der berühmten „Abendlichen
Waldszene“ nahe und enthüllt einen zarten Reichtum kostbarster malerischer
Empfindung. Die „Labung“ dagegen, ein bedeutendes Werk aus der Zeit der
vollen Reife, um 1880 entstanden, hat die ganze Größe seines Stils. Streng und
antikisch in Aufbau und Rhythmus, von letzter Klarheit und Durchsichtigkeit in
Form und Architektur, und zugleich geheimnisvoll und traumhaft in der Erschein
nung. Die Herrlichkeit der Antike, von moderner Hand mit einer giorgionesken
Atmosphäre umhüllt, ward hier noch einmal lebendig. —
Mit dem Schaffen der drei Führer der ehemaligen, der großen Berliner
Sezession, brach eine neue Zeit für Deutschland heran. Nicht etwa eine Revolu*
tion, wie wir sie seither erlebt haben, mit einer Proklamierung vollkommen
andrer Ziele. Diese drei, Liebermann, Corinth und Slevogt hängen mit der Kunst
der vorangegangenen Epoche durch mancherlei Fäden zusammen. Aber neu ist
ihr Schaffen dennoch, weil jetzt der letzte Rest der Atelierkunst auf gegeben
wurde, weil der Künstler unmittelbar der Natur gegenübertrat, weil er die künst#
lerischen Tatsachen der Freilichtgewöhnung und der impressionistischen Be*
m e r s und S c h 1 e i c h s zum Vergleich heranziehen, oder die stolze Reihe der
so eminent malerischen, von feinstem Esprit inspirierten Landschaften und
Figurenbilder Spitzwegs, besonders seine kostbaren „Badenden Nymphen“,
um den Unterschied der malerischen Absichten ganz zu ermessen. Daß frühere
Jahrzehnte, eben zugunsten solcher Einfachheit geneigt waren, Spitzweg schlecht*
hin als einen NovellemMaler und erzählenden Illustrator abzutun, haben wir zu
unsrem Glück längst wieder vergessen, spätestens seit der JahrhunderbAus*
Stellung. Heute wissen wir, daß er einer der feinsten deutschen Maler war, und
einer der ersten, den die Kunst Frankreichs fruchtbar bereicherte. Bei dem Ver*
gleich mit Menzel, der zunächst so ungerecht scheint, kommt er nicht in jedem
Falle von vornherein zu kurz. Auch Menzel hatte, und zwar nicht nur in seiner
Jugendzeit, Widerstände zu überwinden, bis er wurde, wer er war. Das Ideal
einer sehr faßbaren Deutlichkeit, das ihm in seinem lange verschollen gewesenen
Frühwerk der „Konsultation“ aus dem Jahre 1837, einem Ölbilde, vorschwebte,
hat ihm in späteren Jahren, wo er solchen Gegenständen mit seiner virtuosen
GouacheZTechnik zu Leibe ging, das malerische Konzept nicht selten ein wenig
verdorben. —
Neben Thoma und Leibi, den Meistern des veredelten Realismus, erhob
sich um genau dieselbe Zeit der Idealstil, der große Monumentalstil: H a n s v o n
M ar ees! Romantisches und malerische Schwärmerei lebte auch in ihm. Sein
schöner Bildentwurf von den „Rittern mit einer nackten Frau in einer Landschaft“
aus dem Jahre 1867 etwa, steht in dieser Hinsicht der berühmten „Abendlichen
Waldszene“ nahe und enthüllt einen zarten Reichtum kostbarster malerischer
Empfindung. Die „Labung“ dagegen, ein bedeutendes Werk aus der Zeit der
vollen Reife, um 1880 entstanden, hat die ganze Größe seines Stils. Streng und
antikisch in Aufbau und Rhythmus, von letzter Klarheit und Durchsichtigkeit in
Form und Architektur, und zugleich geheimnisvoll und traumhaft in der Erschein
nung. Die Herrlichkeit der Antike, von moderner Hand mit einer giorgionesken
Atmosphäre umhüllt, ward hier noch einmal lebendig. —
Mit dem Schaffen der drei Führer der ehemaligen, der großen Berliner
Sezession, brach eine neue Zeit für Deutschland heran. Nicht etwa eine Revolu*
tion, wie wir sie seither erlebt haben, mit einer Proklamierung vollkommen
andrer Ziele. Diese drei, Liebermann, Corinth und Slevogt hängen mit der Kunst
der vorangegangenen Epoche durch mancherlei Fäden zusammen. Aber neu ist
ihr Schaffen dennoch, weil jetzt der letzte Rest der Atelierkunst auf gegeben
wurde, weil der Künstler unmittelbar der Natur gegenübertrat, weil er die künst#
lerischen Tatsachen der Freilichtgewöhnung und der impressionistischen Be*