jie vorliegende Kollektion zeigt das wesentlichste Merkmal einer guten
: Sammlung, die nicht aus Spekulation, sondern aus Hingabe zur Sache
| entstanden ist: mit einer fast einseitigen Leidenschaftlichkeit geht sie nur
j der Entwickelung des religiösen Schmuckes und Anhängers nach, wie er
! sich durch die Jahrhunderte in den verschiedensten Gestaltungen entfaltet
hat. Es ist ein abseitiges Gebiet des Kunstgewerbes und des religiösen Volkstums, heute
leider völlig verkümmert und zur schlimmsten Massenfabrikation erniedrigt, früher einmal
auf Jener breiten Basis und doch künstlerischen Höhe, in der die kulturelle Bedeutung
vergangener Zeiten bestand. Der Sammeleifer und das künstlerische Feingefühl des bis«
herigen Besitzers hat nach möglichster Vollständigkeit des Ausdruckes der verschiedenen
Zeiten gestrebt und auch tatsächlich eine Kollektion von einer Mannigfaltigkeit zusammen«
getragen, wie sie nirgends, auch in keinem Museum, mehr zu finden ist.
Allein die spätgotische Periode mit ihren Ausläufern ins 16. Jahrhundert ist ungemein
stattlich vertreten. An erster Stelle stehen hier die vollrunden oder halbrunden Heiligen«
figürchen in vergoldetem Silber, wie sie an Hüten oder Halsketten getragen wurden,
neben der Muttergottes meist die Schützer gegen Pest und Jähen Tod: die Mutter Anna,
der hl. Sebastian, die hl. Barbara, der hl. Christophorus. In einzelnen Fällen sieht man
an der mehrfachen Wiederkehr derselben Ausformung die betriebsmäßige Herstellung,
bei anderen dagegen, wie besonders bei dem hl. Sebastian (Nr. 13), darf man eine auf«
tragsgemäße Flerstellung annehmen. In diese Gruppe darf man auch die Kreuzigungs«
anhänger rechnen, die meist aus Kruzifix nebst Assistenzfiguren, manchmal auch aus einem
figurenreichen Kalvarienberg bestehen und gewöhnlich auf gebogenen, kordelartigen
Schnüren aufgebaut sind. Eine andere spätgotische Gruppe geht von der Reliefbildung
aus und bringt figurenreiche Szenen, wie die Anbetung der Könige, die Beweinung, den
Kalvarienberg, auch Maria im Rosenkranz oder die Sieben Schmerzen Mariä in.-Silhouetten«
reichem Ausschnitt mit runder oder ovaler Kordelumrahmung. Audi einige gravierte
Anhänger in Silber und Perlmutter seien für diese Periode genannt. An kapselartigen
Medaillongelläusen ragt neben einer Verkündigung Mariens in Elfenbeinschnitzerei (Nr. 51),
besonders ein prächtiger, silberner Adler hervor, der auf der Brust ein Herzschild trägt,
dem das Kreuz aufgelegt ist; er ist mit der Nürnberger Marke signiert (Nr. 45).
Die Renaissance«Zeit hat vor allem einen Typus gepflegt: ein plakettenartiges Medaillon,
häufig zweiseitig bearbeitet, wird von einem reidien durchbrochenen Rankenwerk aus
Arabesken und vegetabilen Blättern umgeben. Manchmal werden die Reliefs audi aus«
geschnitten. Neben den früheren Szenen kommen Jetzt auch Auferstehung, Heilige Familie,
Dreieinigkeit und Gnadenbilder vor. Bei der ständigen Wiederholung fast des gleichen
Rankenwerkes darf man eine betriebsmäßige Herstellung in Werkstätten annehmen, die
man vor allem in Nürnberg oder Augsburg zu suchen hat. Heber den Durchschnitt ragt
der Kolmarer Anhänger mit dem Johannesknaben (Nr. 135) und ein zweiter Adler «Anhänger
(Nr. 138) hervor. Charakteristisch für die Zeit sind ferner die herzförmigen Kristallanhänger
mit aufgelegtem Relief (Nr. 124 und Nr. 134), der kapselförmige Anhänger mit der emallierten
Muttergottes (Nr. 127) und historisch merkwürdig der kleine Anhänger vom „Anno Santo