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Kunstsalon Paul Cassirer [Hrsg.]; Hugo Helbing [Hrsg.]; Burchard, Otto [Bearb.]; Hugo Helbing (Firma) [Mitarb.]
Ausstellung / Paul Cassirer ; Hugo Helbing: Die Sammlung des Herrn Dr. Otto Burchard: Versteigerung: Dienstag, den 22. Mai 1928 — [Berlin]: Cassirer [u.a.], 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.48716#0011
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Die Privatsammlung des Herrn Dr. Otto Burchard ist allen Freunden chinesischer
Kunst wohlbekannt. Stand sie doch als Leihgabe seit dem Jahre 1925 bis vor kurzem
im ersten Saale der Ostasiatischen Kunstabteilung an den Staatlichen Museen zu Berlin.
Daß der Besitzer sich nun gezwungen sieht seine Schätze zu veräußern, die er zumeist
selbst in China aufgespürt und so lange als Ganzes zusammengehalten hat, werden viele
lebhaft bedauern. Denn die Sammlung zeugt von tiefem Verständnis für die Schönheiten
der chinesischen Gerätekunst und vermochte auf einigen Gebieten die Museums«
bestände glücklich zu ergänzen. Ihre Stärke liegt in der Keramik der klassischen Zeit
(T’ang« bis YüamPeriode), die Arbeiten von letzter Erlesenheit enthält. Aber auch auf
dem Gebiete der Bronzekunst und der Plastik gibt es eine Reihe von Werken, die Selten«
heit mit hoher Qualität vereinigen. So muß wohl dieser Versteigerung chinesischer Kunst
internationale Bedeutung zugesprochen werden.
Das älteste Stück der Sammlung dürfte der Marmorblock in tigerähnlicher Gestalt
(Nr. 136, T. XVII) sein, dessen einstige Verwendung noch nicht klar ist. Die Formen und
der Dekor weisen auf den Stil der Chou«Periode (1122—403), wie man ihn von den
bronzenen Sakralgefäßen her kennt. Stimmt diese Datierung, so wäre das Werk zu«
sammen mit einem Fragment ähnlicher Art aus der Sammlung Eumorfopoulos die älteste
plastische Darstellung, die bisher in China aufgefunden wurde. Der Deckel eines Bronze«
gefäßes des Types Yu (Nr. 158, T. XVII) gehört in dieselbe Periode. Hätten wir das ganze
Gefäß, so müßte man es sicherlich zu den hervorragendsten Sakralbronzen zählen, die wir
kennen. Schon der Deckel allein erscheint durch die Schönheit der Oberfläche und der
Patina, sowie durch die Großzügigkeit und Energie des Ornaments bemerkenswert genug.
Auch die Ansetzung des Räuchergefäßes (Typ Yi) noch in die ChomPeriode kann kaum
bezweifelt werden, wenn wir auch nie vergessen dürfen, daß aus der Frühzeit Chinas vor«
läufig allein die Kunst der HamPeriode für uns einigermaßen greifbar ist. Der Dreifuß
des Types Ting (Nr. 156, T. XXIII) entstand vielleicht noch in der Übergangszeit zwischen
Chou« und Han«Periode oder in der Ts’in«Periode, wie manche wollen, die nicht daran
denken, daß die Ts’in«Dynastie (255 bzw. 221—206) nur wenige Jahrzehnte am Ruder war.
Die Han«Periode (206 vor bis 220 n. Chr.) wird am besten durch die beiden kleinen zier«
liehen Deckelgefäße auf hohem Fuße des Types Tou (Nr. 163, T. XXIV) repräsentiert und
durch das interessante durchbrochene Fragment, das vermutlich ebenfalls zu einem
Gefäß gehört (Nr. 197). Neben den Sakralbronzen gibt es eine Reihe hübscher anderer
 
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