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FÜNFTES KAPITEL
JULIUS’ II. UMGEBUNG
i.
Wir besitzen zwei Porträts von Julius II., die ihn während zweier
Epochen seines Lebens vorzüglich kennzeichnen: aus seiner Jugend
unter Sixtus IV. und aus jener Zeit,da ersieh als Greis mit der ihm eigenen
Energie zur Belagerung von Mirandola aufgemacht hat. Das erste Bild-
nis befindet sich im Vatikan, auf dem berühmten Fresko von Melozzo
da Forli, der Gründung der vatikanischen Bibliothek. Giuliano della
Rovere steht abseits, da der Papst ihm weniger als den andern Nepo-
ten zugetan war. Er ist gross, stark und hat einen klugen, fast brutalen
Ausdruck; Willenskraft, Hartnäckigkeit, Leidenschaft und sinnliche
Instinkte spiegeln sich in seinem Gesicht. Ein durchdringendes Auge,
eine nicht sehr hohe, zu früh gefurchte Stirn, Bart und Kinnpartie
stark absetzend, ein charakteristischer Kopf, den man nicht wieder
vergisst. Dem Betrachter fällt unwillkürlich das Wort ein, das Lud-
wig XII. von Julius II. gesagt hat, er sei ein Bauer, gegen den man
mit dem Stock vorgehen müsse. Aber man ergänzt: dieser Bauer ist so
stark, dass er nicht allein den Stock zerbrechen würde, sondern auch
den boshaften König aus der Fassung brächte.
Das zweite Bildnis hat Klaczko in seinem Werk über Julius II. ver-
öffentlicht, nach dem Original im Palazzo Bruschi zu Corneto. Eine
Kopie danach befindet sieb im Palazzo Chigi zu Rom. Julius wirkt wie
ein Condottiere mit scharfem, durchdringendem Blick und harten Zü-
gen, „ein alter Löwe mit weisser Mähne“, aber auf den ersten Blick
erkennt man die gleiche Persönlichkeit, die in ihrer Jugend von
Melozzo da Forli gemalt wurde. Es mag dies der beste Beweis
sein, dass beide Porträts dem Original glichen. Sie stimmen auch
 
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