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ROM

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von ihm ausgerüstete Armee, und anvertraote ihm fünfzig Mann. Der
Kommandant von Cesena verteidigte sich tapfer, die Belagerung dauerte
ziemlich lange, Baldassare hatte einen Unfall, er stürzte vom Pferde
und verletzte seinen Fuss, so dass er erst am 6. September i5o4 nach
Urbino gehen konnte. Urbino pi’angte im Festesschmuck: die Herzogin
Elisabetta war vor zwei Wochen in ihre Hauptstadt zurückgekehrt,
nachdem sie ein ganzes Jahr als Flüchtling in Italien gelebt hatte. Das
Volk begrüsste sie und den gutmütigen Guidobaldo mit solchem Jubel,
dass blinde Greise sich an den Herrscher drängten und baten, seine
Kleider berühren zu dürfen, da ihre Augen ihn nicht sehen konnten.
In den Strassen wurde beim Klang des Tamburins getanzt, so gross war
die Freude über Borgias Sturz.
Die Zeiten waren unruhig, ein Krieg zwischen Julius II. und Venedig
stand bevor; der Papst berief Guidobaldo nach Rom, um seinen Rat
einzuholen, wie den Einfällen der Venezianer in der Romagna ein Ende
zu machen wäre. Unter dem zahlreichen Gefolge, das den Herzog von
Urbino nach Rom begleitete, befand sich auch Castiglione. Baldassai’e
gefiel durch seinen Takt, seine Bildung und Gewandtheit dem Herzog
so gut, dass er ihm eine ehrenhafte Mission übertrug. Der englische Ge-
sandte bei der Kurie hatte beobachtet, dass der Herzog von Urbino beim
Papst besonders gut angeschrieben war, er wollte ihn daher für seinen
Monarchen einnehmen und verschaffte ihm den Hosenbandorden. Hein-
rich VII. liess den Herzog von dieser Auszeichnung durch den Abt von
Glastonbury und den Gesandten Talbot in Kenntnis setzen. Es galt nun,
dem König für diese Auszeichnung durch eine besondere Gesandtschaft
zu danken und die Ordensinsignien in Empfang zu nehmen; zu diesem
Zwecke wollte der Herzog Baldassare nach London schicken. Castiglione
konnte seine Reise nicht sofort antreten, da er noch an den Folgen seines
Sturzes litt, er blieb daher längere Zeit in Rom und freute sich der Schön-
heiten der alten Stadt, die ihn zu einem seiner besten Gedichte begeisterte.
Damals lernte Castiglione auch Raffael und die übrigen Grössen Roms
kennen, er traf sie im Palast seines Freundes, des Grafen Alberto Pio da
Carpi, der damals als französischer Gesandter' am päpstlichen Hofe
weilte.
Guidobaldo war mit dem Markgrafen von Mantua sehr befreundet,
er wollte ihn daher von den Absichten des Papstes, die Venezianer aus
der Romagna zu vertreiben, in Kenntnis setzen. Aus Furcht, dass die
Nachricht, wenn einem Briefe anvertraut, in unberufene Hände lallen
 
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