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der für seine Vergiftungskuren berüchtigt war, bei diesem Tod seine
Hand im Spiel gehabt zu haben. Vittoria sank ohnmächtig an der Leiche
ihres Gatten nieder; als sie zum Bewusstsein kam, griff sie zur Waffe,
um ihrem Leben ein Ende zu machen. Eine Dienerin entriss ihr die
Waffe, und der Umgebung gelang es, sie einigermassen zu beruhigen.
Sie liess die Gesichtsmaske des Toten abnehmen und den Körper ein-
balsamieren. Als ihr Bruder, der Bischof vom Fossombrone, die Todes-
nachricht erhielt, empfahl er ihr in einem sehr teilnehmenden Brief,
ihre Hoffnung auf den Himmel zu setzen; ihr trauriges Schicksal vor-
ausahnend schloss er mit den Worten: „II mal mi preme emi spaventa
il peggio.“
Vittoria ging, da sie kein Haus hatte, nach Padua. In Verona traf sie
LodovicoOrsini, im Begriffe, sich nach Salö zu begeben. Erbegleitete sie bis
nach Padua, ängstlich darüberwachend, dass sich die Witwe keine Kost-
barkeiten aneigne. Paolo Giordano batte seiner Frau ausser den bereits er-
wähnten 40000 Skudi, alle im Kloster Toro de1 Specchio in Padua und
Verona befindlichen Kleinodien vermacht, sowie alles Silber, Geräte und
bewegliche Gut. Den Ring der hl. Brigitta, der ihn nie verlassen hatte, emp-
fahl er ihr zu tragen. Nach ihrem Tode sollte dieser Ring an seine Familie
zurückfallen. Dem Grossherzog von Toskana und den Orsini war es
namentlich darum zu tun, diese Verfügung umzustossen, da diese Dinge
einen grossen Wert repräsentierten. Lodovico Orsini meldete nach
Florenz, er würde dafür Sorge tragen, dass die Witwe sich nichts von
diesem Besitz aneigne und alles wieder an die Familie zurückfalle.
Vittoria bezog das Haus de1 Cavalli in Padüa und begab sich unmit-
telbar nach ihrer Ankunft zum Podestä, der, nachdem er sich von der
Echtheit des Testaments überzeugt hatte, sie in ihren vollen Besitz
einsetzte. Lodovico Orsini schäumte vor Wut, er fühlte sich vor den
Medici und Virginio Orsini gedemütigt; als er erkannte, dass er in
Venedig, wo das Gesetz galt, nichts erreichen würde, beschloss er, auf
seine Weise der Kostbarkeiten Herr zu werden und die Frau, die ihm
im Wege stand, unschädlich zu machen.
Der Palazzo Contarini, den Lodovico bewohnte, lag an der Brenta,
in der Nähe des Hauses de’ Cavalli. Am 22. Dezember um zwei Uhr
nachts schlichen Verdächtige, Lodovicos Freunde, in sein Haus: Conte
Paganello, Ubaldi aus Arezzo, der Capitano Tolomeo Visconti und der
Capitano Splandiano Addami da Fermo. Ausser ihnen waren noch
etwa 20 Bravi versammelt, die zu jedem Verbrechen bereit waren.
ROM
der für seine Vergiftungskuren berüchtigt war, bei diesem Tod seine
Hand im Spiel gehabt zu haben. Vittoria sank ohnmächtig an der Leiche
ihres Gatten nieder; als sie zum Bewusstsein kam, griff sie zur Waffe,
um ihrem Leben ein Ende zu machen. Eine Dienerin entriss ihr die
Waffe, und der Umgebung gelang es, sie einigermassen zu beruhigen.
Sie liess die Gesichtsmaske des Toten abnehmen und den Körper ein-
balsamieren. Als ihr Bruder, der Bischof vom Fossombrone, die Todes-
nachricht erhielt, empfahl er ihr in einem sehr teilnehmenden Brief,
ihre Hoffnung auf den Himmel zu setzen; ihr trauriges Schicksal vor-
ausahnend schloss er mit den Worten: „II mal mi preme emi spaventa
il peggio.“
Vittoria ging, da sie kein Haus hatte, nach Padua. In Verona traf sie
LodovicoOrsini, im Begriffe, sich nach Salö zu begeben. Erbegleitete sie bis
nach Padua, ängstlich darüberwachend, dass sich die Witwe keine Kost-
barkeiten aneigne. Paolo Giordano batte seiner Frau ausser den bereits er-
wähnten 40000 Skudi, alle im Kloster Toro de1 Specchio in Padua und
Verona befindlichen Kleinodien vermacht, sowie alles Silber, Geräte und
bewegliche Gut. Den Ring der hl. Brigitta, der ihn nie verlassen hatte, emp-
fahl er ihr zu tragen. Nach ihrem Tode sollte dieser Ring an seine Familie
zurückfallen. Dem Grossherzog von Toskana und den Orsini war es
namentlich darum zu tun, diese Verfügung umzustossen, da diese Dinge
einen grossen Wert repräsentierten. Lodovico Orsini meldete nach
Florenz, er würde dafür Sorge tragen, dass die Witwe sich nichts von
diesem Besitz aneigne und alles wieder an die Familie zurückfalle.
Vittoria bezog das Haus de1 Cavalli in Padüa und begab sich unmit-
telbar nach ihrer Ankunft zum Podestä, der, nachdem er sich von der
Echtheit des Testaments überzeugt hatte, sie in ihren vollen Besitz
einsetzte. Lodovico Orsini schäumte vor Wut, er fühlte sich vor den
Medici und Virginio Orsini gedemütigt; als er erkannte, dass er in
Venedig, wo das Gesetz galt, nichts erreichen würde, beschloss er, auf
seine Weise der Kostbarkeiten Herr zu werden und die Frau, die ihm
im Wege stand, unschädlich zu machen.
Der Palazzo Contarini, den Lodovico bewohnte, lag an der Brenta,
in der Nähe des Hauses de’ Cavalli. Am 22. Dezember um zwei Uhr
nachts schlichen Verdächtige, Lodovicos Freunde, in sein Haus: Conte
Paganello, Ubaldi aus Arezzo, der Capitano Tolomeo Visconti und der
Capitano Splandiano Addami da Fermo. Ausser ihnen waren noch
etwa 20 Bravi versammelt, die zu jedem Verbrechen bereit waren.