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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 18.1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.7196#0004
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— 402 —

daß Baldung eine Haarlocke nach Dürer's Tod erhielt, die
gut beglaubigt, zuletzt in den Beſitz des Malers Eduard
Steinle kam, von welchem ſie an die Akademie der Künſte
in Wien übergegangen iſt. (Fortſ. folgt.)

Deutſchland; er meint, Erwin von Steinbach († 1318)
könne denſelben wohl entworfen haben, eine Vermuthung,
welche unſer Verfaſſer (S. 170 u. ff.) näher zu begründen
verſucht. Unſeres Dafürhaltens ſind, bis zum Helme hin,
verſchiedene Meiſter bei dem Bane thätig geweſen, von
welchen ein Jeder etwas von dem Seinigen dazu gethan
hat; jedenfalls läßt hier und dort ein Abſatz an der Con-
tinuität nach einem Plan zweifeln. Ausführlich iſt der
reiche Figurenſchmuck des Münſters behandelt. Wie in der
urſprünglichen Planirung, ſo gibt ſich auch in der Erklä-
rung desſelben der Theologe zu erkennen. Wir begegnen
da beſonders werthvollen Notizen für die Geſchichte der
Glasmalerei. Als ,,Anhang'' finden ſich u. a. ein Verzeichniß
der Münſter⸗Kleinodien von 1483- 1514, die Ordnung, in
welcher die Zünfte am Frohnleichnamstage bei dem Um-
gange bibliſche und legendariſche Stoffe darſtellten, eine
Gottesdienſt-Ordnung aus alter Zeit u. ſ. w. beigefügt.
Für eine zweite, zweifelsohne nicht in weiter Ferne liegende
Auflage möchten wir uns den Rath erlauben, das Geſchicht-
liche dem beſchreibenden Theile möglichſt vorausgehen zu
laſſen. Jm Hinblick auf den innern Werth dieſes Münſter-
Büichlein bedarf es zu deſſen Empfehlung im Grunde nicht
erſt noch der Bemerkung, daß ſein Verfaſſer ſo großmüthig
war, den Ertrag desſelben für das Gotteshaus, in welchem
er als Würdenträger fungirt, zu beſtimmen.

Zur Literatur
Marmon, oſ., Unſerer lieben Frauen Münſter zu
Freiburg im Breisgau. Mit Anſicht und Grundplan
des Münſters. Der Reinertrag iſt für das Münſter.
16. (VII u. 211 S.) Gebunden in Halbleinwand
mit Goldtitel 6. 1. 50. (Freiburg, Herder.)
Das elegant ausgeſtattete Büchlein hat einer Reihe
günſtiger Beurtheilungen ſeitens Sachverſtändiger ſich zu
erfreuen, wovon wir hier nur zwei folgen laſſen.
,,Die Schrift hat ſich zur Aufgabe geſetzt, den Freunden
des Münſters das Verſtändniß desſelben im Einzelnen zu
vermitteln, und hat daher der Herr Verfaſſer, ein gründ-
licher Kenner des Mittelalters in Kunſt, Sitten und Ge-
bräuchen, den umfaſſenden Stoff in Form eines Rundganges
durch, um und auf den Münſter geordnet, ſo daß ein gründ-
liches Studium des Baues, ſeiner Einzelheiten, ſeiner Bild-
werke, Glasmalereien rc. dadurch ermöglicht wird. Es iſt
aber hier keineswegs eine dürftige Nomenclatur und ein
Jnhaltsverzeichniß gegeben, ſondern Herr Marmon hat es
vorzüglich verſtanden, Kirchengeſchichte, Alterthumskunde und
Kunſtgeſchichte jedesmal ſo in den betrachteten Gegenſtand
oder Gebäudetheil hinein zu verweben, daß man beim An-
ſchauen des Gebäudes und beim Leſen des Büchleins voll
und ganz das Bild im Lichte der Geſchichte ſchaut und
damit feſter ſeinem Gedächtniß einzuprägen vermag, als
wenn das Eine ohne das Andere geſchieht. Wir empfehlen
jedem Beſucher des Münſters die Anſchaffung obigen Werkes.''
(Archiv für kirchliche Baukunſt. [Berlin.] 1878. 2. Heft.)
A. R. (Auguſt Reichenſperger) ſchreibt in der Kölner
Volkszeitung, Nr. 189 JJJ. Bl. 1878: Unter den vielen
mächtigen Baudenkmälern, welche der Kunſtſinn unſerer
Vorfahren den Rhein entlang zur Ehre Gottes aufgerichtet
hat, nimmt das Freiburger Münſter in mehr als einer
Beziehung eine der erſten Stellen ein; mit vollem Recht
bildet es den Stolz und die Freude ſeiner Umwohner.
Das in der Ueberſchrift bezeichnete, ſchon durch ſeine äußere
Erſcheinung anziehende Büchlein will zunächſt letzteren, ſowie
den Beſuchern aus der Ferne das Verſtändniß des Bau-
werkes im Ganzen und in ſeinen einzelnen Theilen ver-
mitteln, außerdem aber auch die Vergangenheit desſelben
und das Leben, welches darin pulſirte, nns vergegenwärti-
gen. Es war keine leichte Aufgabe, die weſentlichen Ergeb-
niſſe der bisherigen Forſchung, ſo weit dieſelben ein allge-
meineres Jntereſſe darbieten, in richtigem Verhältniſſe zu
einander darzuſtellen, ſo Vielgeſtaltiges in einem ſo engen
Rahmen zuſammenzufaſſen. Unſeres Erachtens hat der Ver-
faſſer dieſer Aufgabe in dankenswertheſter Weiſe entſprochen.
Mag auch noch gar Manches, namentlich Baugeſchichtliches,
näher aufzuklären bleiben; alles irgend Charakteriſtiſche,
was von einem ſolchen Führer verlangt werden kann, wird
hier in klarer, für Jedermann faßlicher Weiſe geboten, und
zwar ſolchergeſtalt, daß auch der fern vom Münſter lebende
Kunſtfreund das Buch befriedigt aus der Hand legen dürfte.
Jn architektoniſcher Beziehung bildet der Thurm den Glanz-
punkt des Münſters. Schnaaſe (Geſch. d. bild. Künſte. V.
S. 253) ſagt davon, er ſei, wie der früheſte, ſo auch der
ſchönſte unter den ausgeführten derartigen Thürmen in

Ein Madonnenmaler unſerer Beit. (Eduard Steinle.) Bio-
graphiſche Studie von Conſtant v. Wurzbach. Mit zwei
Kunſtbeilagen. Wien, Manz 1879. Gr. 8. 172 S.
Der Zweck der mit Wärme und Fleiß verfaßten Schrift
iſt, außer einer kurzen Biographie des Lebens unſeres Meiſters
Steinle, einen Ueberblick über ſeine künſtleriſchen Schöpfun-
gen, von der größten bis zur kleinſten herab, zu liefern.
Das iſt denn dem Verfaſſer, deſſen Griffel hohe Verehrung
für den greiſen und doch immer noch ſchaffenden Meiſter
führte, auch gelungen. Der biographiſchen Skizze, die wir
gern vollſtändiger wünſchten, folgt ein genaues Verzeichniß
der Fresken, Cartons und Farbenſkizzen, Aquarellen, Zeich-
nungen und Radirungen; daran ſchließt ſich ein Verzeichniß
von Werken an, die in Kupferſtich, Stahlſtich, Lithographie,
Holzſchnitt und Lichtdruck nachgebildet ſind. Eine Anzahl
bedeutender Werke (Fresken im Muſeum zu Köln, Wand-
bilder in der St. Aegidikirche zu Münſter, Madonnen u. A.)
werden ausführlich beſchrieben. Von beſonderem Werthe
für die Kunſtfreunde iſt das Verzeichniß der Beſitzer von
Steinle'ſchen Bildern. Der Verfaſſer will keine Kritik an
dem Meiſter üben, er begnügt ſich, einige kritiſche Stimmen
anzuführen. Steinle gehört zu den wenigen Meiſtern, deren
Kunſt techniſche Vollendung, großartige Conception und reli-
giöſe Weihe vereinigte. Er iſt ein durch und durch katho-
liſcher Meiſter; vielleicht hat das hingereicht, daß er von
jener Koterie gefliſſentlich ignorirt wurde, die die Malerei
von dem Dienſte der Religion in die Knechtſchaft der Sinn-
lichkeit führen möchte. Doch Steinle's Genie hat ſich auch
ohne jene Koterie Bahn gebrochen; ein Schüler Overbeck's
und Veit's, ging er doch ſelbſtſtändig ſeine Wege und übte
und übt noch nachhaltigſten und ſegensreichſten Einfluß auf
die deutſche Malerei. Wir empfehlen die Schrift, die ſich
überdies durch äußerſt ſplendide und geſchmackvolle Ausſtat-
tung auszeichnet, Freunden und Verehrern Steinle's, deſſen
wohlgetroffenes Portrait beigegeben iſt. Außerdem ziert das
Buch noch eine trefflich gelungene Reproduction der lieb-
lichen und ſinnigen Zeichnung , Schaukelengel''. (Germ.)

Verantw. Redaet. und Herausgeber: Dr. Stephan Braun in Freiburg. — Druck von J. Dilger Freiburg
 
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