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der Herſtellung einer Reihe von Compoſitionen. So com-
ponirte und bemalte Schraudolph die Bilder: Moſes mit
den Geſetztafeln; Moſes Waſſer aus dem Felſen ſchlagend;
Samuel; Joſua; Saul als König; David mit der Harfe,
und die Evangeliſten Markus und Lukas.
Gleichzeitig entſtand die prächtige Mariahilf-Kirche in
der Vorſtadt Au, welche mit Fenſtergemälden geſchmückt
werden ſollte. Unter den Künſtlern, welche Compoſitionen
hiezu zu zeichnen den Auftrag erhielten, befand ſich neben
J. A. Fiſcher, Röckel und Ruben auch Schraudolph und er
zeichnete die Heimſuchung der Eliſabeth und die Kreuz-
ſchleppung Chriſti gemeinſchaftlich mit dieſem, allein aber
Chriſtus als Knaben im Tempel.
Der Ruhm der Münchener Glasanſtalt ging bereits
durch die ganze Welt und Auftraggeber aus der Fremde
waren klug genug, auch die Compoſitionen zu von ihnen
beſtellten Fenſtern durch Münchener Künſtler ausführen zu
laſſen. So ward es auch gehalten, als die Kirche in Kilen-
down in England ein Glasgemälde erhalten ſollte. Schrau-
dolph, an den der Auftrag ergangen, componirte zu dieſem
eine Maria mit dem Chriſtuskinde und die Heiligen Petrus
und Paulus.
Jnzwiſchen war der mächtige Bau der Baſilika des hl.
Bonifacius ſo weit vorgeſchritten, daß mit der Ausführung
der zahlreichen Fresken in derſelben begonnen werden konnte.
Wie vorauszuſehen geweſen, überließ Heinrich von Heß
einen Theil der Arbeit ſeinem erprobten Gehülfen Schrau-
dolph. Von Schraudolph ſind 5 von den 12 Kunſtbildern
der unteren Abtheilung des Mittelſchiffes, welche wichtige
Ereigniſſe aus dem Leben des hl. Bonifaz darſtellen, nicht
blos ausgeführt, ſondern auch componirt, nämlich: die
Predigt desſelben unter den Frieſen, ſeine Weihe zum Bi-
ſchof durch Papſt Gregor JJ. in St. Peter zu Rom; Boni-
facius haut die Eiche Donnars um; er ſalbt Pipin zum
König der Franken und endlich die Beiſetzung ſeines Leich-
nams durch Lullus und Sturmius im Dom zu Fulda.
König Ludwig J. begnügte ſich nicht damit, der Kunſt
in ſeiner Reſidenzſtadt eine Heimath zu gründen. Nach
der zweiten Zerſtörung des Speyerer Domes durch die
Truppen der franzöſiſchen Republik zu Ende des vorigen
Jahrhunderts — die erſte war ein Werk der Mordbrenner
Ludwigs XJV. geweſen — war das Gebäude als Magazin
und Lazareth benützt und ſollte ſogar um 8000 Fr. auf
den Abbruch verkauft werden, was jedoch Napoleon ver-
hinderte, um die Kirche 1806 ihrer urſprünglichen Beſtim-
mung zurückzugeben. Erſt zehn Jahre ſpäter gab König
Max J. von Bayern ernſtlichen Anlaß zur Wiederherſtellung.
Es wurde alles mit der Zeit angeklebte ſtörende Beiwerk
entfernt und der Bau in ſeinen großartigen, einfach edlen
Verhältniſſen wieder hergeſtellt.C. A. Regnet.
(Schluß folgt.)
Neubau entſprechend weiter geführt und erſcheint die neue
Kirche, da jetzt die Länge mit der Höhe und Breite harmo-
nirt, nach Außen als ein ſtattlicher gothiſcher Bau. Daß
die Seitenſchiffe, die offenbar erſt ſpäter angefügt worden,
im Verhältniß zum Mittelſchiff bedeutend zu niedrig ſind,
ließ ſich nicht ändern, wollte man nicht die alte Kirche bis
zum Chore ganz abbrechen. Störend auf das Auge wirken
die zwei alten viereckigen Fenſterchen, die man oben. im
alten Bau gelaſſen, während die neuen in Spitzbogen aus-
laufen. Dieſe kleine Abänderung hätte kaum Zeit und
Geld in Anſpruch genommen. Was aber mit dem verhält-
nißmäßig großen Bau am Wenigſten harmonirt, iſt das
ſchmächtige Thürmchen, welches auf dem Dache ſitzt; ſo
ſchmächtig, daß man nur mit Noth drei kleine Glöckchen
darin unterbringen konnte. — Doch treten wir nach dieſen
kurzen Bemerkungen in das Jnnere, wo es Manches zu
loben, noch viel mehr aber zu tadeln gibt.
Da das hohe Mittelſchiff mit dem edeln gothiſchen Chor
abſchließt, welcher durch ſeine drei ſchönen Fenſter und den
neuen kunſtreichen Hochaltar alsbald den Blick und die Auf-
merkſamkeit auf ſich zieht, ſo iſt auch hier der erſte Eindruck
ein befriedigender. Sobald man aber dem Einzelnen ſich
zuwendet, bleibt gar Manches zu wünſchen übrig.
Da iſt vor Allem die flache Holzdecke, welche im Mit-
telſchiff an die Stelle des früheren Gypsplafond getreten
iſt, die allergewöhnlichſte Schreinerarbeit, wie man ſie kaum
in einem einfachen Wartſaal zu ſehen bekommt; von Kunſt
keine Spur, kaum daß durch einige Leiſten einige (geomet-
riſche) Quadrate angebracht ſind. Wie ſchwerfällig und
drückend ſie ſich ausnimmt, kann man ſich leicht denken. —
Gleich mangelhaft iſt ſodann der Anſtrich, die einfachſte
graue Tünche. So ſteht das hohe lange Schiff da mit
ſeinen kahlen Wänden, ohne Schmuck und ohne Schönheit.
Auch der Chor, deſſen Plafond zwar auf blauem Grunde
mit Goldſternen geziert iſt, zeigt in ſeinem untern Raum
dieſelbe Leere und Kahlheit. Hier muß offenbar, je früher,
deſto beſſer, durch kunſtgerechte Ausmalung des Chores, ſo-
wie durch Eintheilung des Schiffes in Felder nachgeholfen
werden. Dadurch wird das ganze Jnnere erſt Leben und
jene erhebende Schönheit empfangen, die dem Hauſe Gottes
geziemt.
Die Fenſter aus dem Atelier der Herren Goegg und
Vitali in Offenburg, ſind im Allgemeinen recht ſchön und
bringen einen günſtigen Lichteffekt hervor; es ſind jedoch
nur Tapeten- oder Teppichmuſter, keine Gemälde. Da die
Fenſter des Schiffes ſehr klein ſind, dürften ſie etwas zu
dunkel gehalten ſein; an trüben Tagen, namentlich zur
Winterszeit, wird es kaum möglich ſein, in einem Buche zu
leſen. Gerade das Gegentheil iſt bei den Fenſtern des Chores
der Fall. Jn ihrer Art ganz ſchön und untadelhaft, ſind
ſie offenbar zu hell. Jhr grelles Licht thut an ſonnigen
Tagen dem Auge geradezu wehe, und was noch ſchlimmer
iſt - es ſtört den Blick auf den herrlichen Hochaltar, der
einen viel dunkleren Hintergrund erfordert. — Ob es ſich
aus dieſem Grunde nicht empfohlen hätte, das Mittelfenſter,
wie es war, zugemauert zu laſſen. Man hätte dann
in die zwei Fenſter, welche auf beiden Seiten des Hochal-
tares ſich dem Auge ſo gut präſentiren, kunſtreiche Glas-
gemälde einſetzen können, die gewiß der ganzen Kirche zu
höchſten Zierde, dem Altare als prächtiger Rahmen gedient
hätten. Auch hier wird alſo mit der Zeit eine Aenderung
ſich als höchſt dringend erweiſen. —
Die Kirche in Weingarten bei Offenburg
R Volle 100 Jahre waren verfloſſen, ſeit ſich das
Bedürfniß nach Erweiterung der hieſigen, zum Kloſter
Schuttern gehörigen Kirche geltend gemacht hatte. Da jedoch
mit der Aufhebung der Klöſter die Baupflicht auf das
Großherzogl. Aerar überging, ſo verzögerte ſich dieſe Ver-
größerung des Baues bis in unſere Tage. Endlich iſt der
Neubau vollendet und ſoll hier in ſeiner äußeren Erſcheinung
ſowie in ſeiner inneren Ausſtattung kurz beſprochen werden.
Da die Grundformen der alten Kirche gothiſch waren,
der Chor insbeſondere reinſte, edle Gothik, ſo wurde der
(Schluß folgt)
Verantw. Redact. und Herausgeber: Dr. Stephan Braun in Freiburg. — Druck von J. Dilger Freiburg
der Herſtellung einer Reihe von Compoſitionen. So com-
ponirte und bemalte Schraudolph die Bilder: Moſes mit
den Geſetztafeln; Moſes Waſſer aus dem Felſen ſchlagend;
Samuel; Joſua; Saul als König; David mit der Harfe,
und die Evangeliſten Markus und Lukas.
Gleichzeitig entſtand die prächtige Mariahilf-Kirche in
der Vorſtadt Au, welche mit Fenſtergemälden geſchmückt
werden ſollte. Unter den Künſtlern, welche Compoſitionen
hiezu zu zeichnen den Auftrag erhielten, befand ſich neben
J. A. Fiſcher, Röckel und Ruben auch Schraudolph und er
zeichnete die Heimſuchung der Eliſabeth und die Kreuz-
ſchleppung Chriſti gemeinſchaftlich mit dieſem, allein aber
Chriſtus als Knaben im Tempel.
Der Ruhm der Münchener Glasanſtalt ging bereits
durch die ganze Welt und Auftraggeber aus der Fremde
waren klug genug, auch die Compoſitionen zu von ihnen
beſtellten Fenſtern durch Münchener Künſtler ausführen zu
laſſen. So ward es auch gehalten, als die Kirche in Kilen-
down in England ein Glasgemälde erhalten ſollte. Schrau-
dolph, an den der Auftrag ergangen, componirte zu dieſem
eine Maria mit dem Chriſtuskinde und die Heiligen Petrus
und Paulus.
Jnzwiſchen war der mächtige Bau der Baſilika des hl.
Bonifacius ſo weit vorgeſchritten, daß mit der Ausführung
der zahlreichen Fresken in derſelben begonnen werden konnte.
Wie vorauszuſehen geweſen, überließ Heinrich von Heß
einen Theil der Arbeit ſeinem erprobten Gehülfen Schrau-
dolph. Von Schraudolph ſind 5 von den 12 Kunſtbildern
der unteren Abtheilung des Mittelſchiffes, welche wichtige
Ereigniſſe aus dem Leben des hl. Bonifaz darſtellen, nicht
blos ausgeführt, ſondern auch componirt, nämlich: die
Predigt desſelben unter den Frieſen, ſeine Weihe zum Bi-
ſchof durch Papſt Gregor JJ. in St. Peter zu Rom; Boni-
facius haut die Eiche Donnars um; er ſalbt Pipin zum
König der Franken und endlich die Beiſetzung ſeines Leich-
nams durch Lullus und Sturmius im Dom zu Fulda.
König Ludwig J. begnügte ſich nicht damit, der Kunſt
in ſeiner Reſidenzſtadt eine Heimath zu gründen. Nach
der zweiten Zerſtörung des Speyerer Domes durch die
Truppen der franzöſiſchen Republik zu Ende des vorigen
Jahrhunderts — die erſte war ein Werk der Mordbrenner
Ludwigs XJV. geweſen — war das Gebäude als Magazin
und Lazareth benützt und ſollte ſogar um 8000 Fr. auf
den Abbruch verkauft werden, was jedoch Napoleon ver-
hinderte, um die Kirche 1806 ihrer urſprünglichen Beſtim-
mung zurückzugeben. Erſt zehn Jahre ſpäter gab König
Max J. von Bayern ernſtlichen Anlaß zur Wiederherſtellung.
Es wurde alles mit der Zeit angeklebte ſtörende Beiwerk
entfernt und der Bau in ſeinen großartigen, einfach edlen
Verhältniſſen wieder hergeſtellt.C. A. Regnet.
(Schluß folgt.)
Neubau entſprechend weiter geführt und erſcheint die neue
Kirche, da jetzt die Länge mit der Höhe und Breite harmo-
nirt, nach Außen als ein ſtattlicher gothiſcher Bau. Daß
die Seitenſchiffe, die offenbar erſt ſpäter angefügt worden,
im Verhältniß zum Mittelſchiff bedeutend zu niedrig ſind,
ließ ſich nicht ändern, wollte man nicht die alte Kirche bis
zum Chore ganz abbrechen. Störend auf das Auge wirken
die zwei alten viereckigen Fenſterchen, die man oben. im
alten Bau gelaſſen, während die neuen in Spitzbogen aus-
laufen. Dieſe kleine Abänderung hätte kaum Zeit und
Geld in Anſpruch genommen. Was aber mit dem verhält-
nißmäßig großen Bau am Wenigſten harmonirt, iſt das
ſchmächtige Thürmchen, welches auf dem Dache ſitzt; ſo
ſchmächtig, daß man nur mit Noth drei kleine Glöckchen
darin unterbringen konnte. — Doch treten wir nach dieſen
kurzen Bemerkungen in das Jnnere, wo es Manches zu
loben, noch viel mehr aber zu tadeln gibt.
Da das hohe Mittelſchiff mit dem edeln gothiſchen Chor
abſchließt, welcher durch ſeine drei ſchönen Fenſter und den
neuen kunſtreichen Hochaltar alsbald den Blick und die Auf-
merkſamkeit auf ſich zieht, ſo iſt auch hier der erſte Eindruck
ein befriedigender. Sobald man aber dem Einzelnen ſich
zuwendet, bleibt gar Manches zu wünſchen übrig.
Da iſt vor Allem die flache Holzdecke, welche im Mit-
telſchiff an die Stelle des früheren Gypsplafond getreten
iſt, die allergewöhnlichſte Schreinerarbeit, wie man ſie kaum
in einem einfachen Wartſaal zu ſehen bekommt; von Kunſt
keine Spur, kaum daß durch einige Leiſten einige (geomet-
riſche) Quadrate angebracht ſind. Wie ſchwerfällig und
drückend ſie ſich ausnimmt, kann man ſich leicht denken. —
Gleich mangelhaft iſt ſodann der Anſtrich, die einfachſte
graue Tünche. So ſteht das hohe lange Schiff da mit
ſeinen kahlen Wänden, ohne Schmuck und ohne Schönheit.
Auch der Chor, deſſen Plafond zwar auf blauem Grunde
mit Goldſternen geziert iſt, zeigt in ſeinem untern Raum
dieſelbe Leere und Kahlheit. Hier muß offenbar, je früher,
deſto beſſer, durch kunſtgerechte Ausmalung des Chores, ſo-
wie durch Eintheilung des Schiffes in Felder nachgeholfen
werden. Dadurch wird das ganze Jnnere erſt Leben und
jene erhebende Schönheit empfangen, die dem Hauſe Gottes
geziemt.
Die Fenſter aus dem Atelier der Herren Goegg und
Vitali in Offenburg, ſind im Allgemeinen recht ſchön und
bringen einen günſtigen Lichteffekt hervor; es ſind jedoch
nur Tapeten- oder Teppichmuſter, keine Gemälde. Da die
Fenſter des Schiffes ſehr klein ſind, dürften ſie etwas zu
dunkel gehalten ſein; an trüben Tagen, namentlich zur
Winterszeit, wird es kaum möglich ſein, in einem Buche zu
leſen. Gerade das Gegentheil iſt bei den Fenſtern des Chores
der Fall. Jn ihrer Art ganz ſchön und untadelhaft, ſind
ſie offenbar zu hell. Jhr grelles Licht thut an ſonnigen
Tagen dem Auge geradezu wehe, und was noch ſchlimmer
iſt - es ſtört den Blick auf den herrlichen Hochaltar, der
einen viel dunkleren Hintergrund erfordert. — Ob es ſich
aus dieſem Grunde nicht empfohlen hätte, das Mittelfenſter,
wie es war, zugemauert zu laſſen. Man hätte dann
in die zwei Fenſter, welche auf beiden Seiten des Hochal-
tares ſich dem Auge ſo gut präſentiren, kunſtreiche Glas-
gemälde einſetzen können, die gewiß der ganzen Kirche zu
höchſten Zierde, dem Altare als prächtiger Rahmen gedient
hätten. Auch hier wird alſo mit der Zeit eine Aenderung
ſich als höchſt dringend erweiſen. —
Die Kirche in Weingarten bei Offenburg
R Volle 100 Jahre waren verfloſſen, ſeit ſich das
Bedürfniß nach Erweiterung der hieſigen, zum Kloſter
Schuttern gehörigen Kirche geltend gemacht hatte. Da jedoch
mit der Aufhebung der Klöſter die Baupflicht auf das
Großherzogl. Aerar überging, ſo verzögerte ſich dieſe Ver-
größerung des Baues bis in unſere Tage. Endlich iſt der
Neubau vollendet und ſoll hier in ſeiner äußeren Erſcheinung
ſowie in ſeiner inneren Ausſtattung kurz beſprochen werden.
Da die Grundformen der alten Kirche gothiſch waren,
der Chor insbeſondere reinſte, edle Gothik, ſo wurde der
(Schluß folgt)
Verantw. Redact. und Herausgeber: Dr. Stephan Braun in Freiburg. — Druck von J. Dilger Freiburg