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arbeitet. Die berühmte Eß linger Frauenkirche, bisher im Simultangebrauche, wird nunmehr für den
evangelischen Gottesdienst auöschließlich mittelst durchgängiger Nestauration im Innern nnd Aeußern
hergerichtet. — Im M ainzer Dom ist die St. Gotthardskapelle alS Versammlungssaal des dortigen
christlichen Kunstvereins wiedcrhergestellt worden, und wird die Gründung eines Diöcesanmuseums
im Dstchor des Doms in Angriff genommen. Die Franenkirche zu Ingolstadt wird vom dortizen
„Kreuzerverein" restaurirt; zu Wien ist die innere Herstellung des Stephansdomes in Angriff ge-
nommen und jetzt Aussicht geworden, die bekanntlich durch eine verfehlte Eisenkonstrnktion, vor
welcher bei Bauwerken gothischen Stils nicht genug gewarnt werden kann, gefahrdrohend anfgeführte
Spitze des Thurmes wieder abzutragen und in Stein nen zü errichten. Der Dom zu Negensburg
wird ebenfalls thätig iu seiner Nestauratiou gefordert und auch die Frauenkirche iu München er-
frent sich eincr gründlichen Sciuberung ihres Jnnern.

Von grbßeren Neubauten ist zu erwahnen, daß der Hamburger Senat 360,000 Mark
Banco sür die Vollendnng der Nikolaikirche, welche nach dem Plane des cnglischen Architekten
G. G. Scott in srühgothischem Stil errichtet wird, bewilligte. Auch die protestantische Stadt-
kirche in Wiesbaden, anf welchcr im vorigen Jahre das große goldene Kreuz aufgesetzt worden ist,
schreitet ihrer Vollendung entgegen.

üilcchnucrci. Nietschel in Dresden hat das Thonmodell seiuer Lutherstatue volleudet uud
arbcitet bereits an der sitzendcu Figur Wikleffs für Worms. Das Zustandekommen des Lutherdeuk-
mals scheint leider nicht aus deutschen Mitteln ermöglicht werden zu können und. wie so viele unserer
nationalen lluternehmungen sich an die Hülfe des Auslands wendcn zu müsseu. Es hat sich nnter den
in London lebeuden Deutschen eiu Ansschuß uuter dem Vorsitze des Erzbischoss vou Canterbnrv ge-
bildet, welcher die noch sehlcude Summe von etwa 36,000 Thalern zn beschaffen hofft. Auch ist zu
wnuschen, daß dic iu uächster Zeit bevorstehende Verbreitung ciner Holzschnittabbildung dcs DenkmalS
noch eine namhafte Beisteuer aus Deutschlaud crzielt. — Prof. v. Wagner in Stuttgart hat eincn
Christuskopf in Hochrelief aus karrarischem Marmor sür das Grabmal eines Iünglings aus dem
Gottesacker von Heiibronn ausgesührt. Derselbe, die linke Hand nach der Brust weudend und die
rechte zu.m Lehrcn bedeutsam vorgeneigt, spricht unverkennbar die tröstenden Worte Ioh. 11, 25
aus: Jch bin die Auferstchung und das Leben.

ücilkinal. Am 4. Mai ist in Ssidenham bei London das von dem Bildhauer Bacon ge-
arbeitete Standbild Felix Mendelsohn-Bartholdv's untcr großer Feierlichkcit enthülli worden, wobei
im Krvstallpalast der Elias unter der Leilung Costa's von 3000 Mitwirkenden ausgeführt wurde.

Slatistischcs. Im vorigen Iahr fand in einer der östlichen Provinzen von Prcußen die Visitatiou
ciner Diöcese statt, in welcher sowohl in Ansehung der ernsten Gesinnung ihrer Geistlichen als
auch des kirchlichen Sinnes der Patrone uud Gcmcinden und der Vermögens-Verhältnine der
Kirchen günstigp Bedingungcn obwalteu. Gleichwohl wurdeu hier unter 38 Multer - und
Tochterkirchen nicht weniger als 15 gefunden, dencn das Crucisix auf dem Altare fehlt; 42, iu
welchen keine Taufkanne; 7, in welchcn keine Abendmahlskanne; und 2, iu welchen nicht einmal
ein Abendmahlskelch vorhauden ist. Die Nene Evangclische Kirchenzeitung, welche Solches in
Nro. 19 v. d. I. mittheilt, bemcrkt dabei, daß nicht zu zweifeln sei, das Kirchenregiment werde
hier abzuhelfen bemüht sein; aber, daß die Abhilfe in der rechten Weise geschehe, könne wohl nicht
unmittelbar von dem Kirchcnregimcnte selbst besorgt werden. Es wcrde sich also gcrade in jolchen
Fällen dic Thätigkeit cines freien Vercines scgensreich crweisen könncn, indem derselbe den Bethei-
ligten Zeichnungen oder Modelle zur Auswahl stelle, Künstler oder Haudwcrker zur Uebernahme der
nöthigen Arbeit anrege nnd so dahin wirke, daß Patrone und Gemeinden bei der Anschaffung der
Geräthe nicht dem bloßcn Zufall preisgegeben oder dem UngescbmacL der zunächst zugänglichen
Arbeiter dienstbar seien, sondern daß mit ben verfügbaren Mitteln, sie mögen reichlich oder gering
sein, das Bestmögliche erreicht, jedenfalls aber Unedles und Unpassendes vermieden werde. „Wir
sind der Meinung, daß gcrade das Kleine und Geringe in diesen Stücken ciucr besonders ausmerk-
samen Pflege bedarf, und daß für die vollendetere Entwickelnng einer kirchlichen Kunst die Festhaltnng
reiner und edler Formen in den einfachsten Geräthen die unerläßliche Bedingung ist."

Schnellpresseiidruck der I. G. Sprandel'schen Buchdruckerei daselbst.
 
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