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sucht gegen die Stürme und Güsse der bösen Geister in der Lust. Würdiger und
bedeutender ist das danebenstehende Bild der Versuchung Christi. In der schönen
Darstellung „non den Werken, die aus Liebe geschehen", ist noch ein siebentes über
das Wort des Herrn hinaus gefügt: Ich bin gestorben und ihr habt mich begraben.
Die „Zerknirschung des Herzens" findet ihre Veranschaulichung in dem Doppel-
gemälde der Petrus- und der Judas-Reue. ,-Von der Betrachtung des Todes"
handelt ein weiteres Doppelbild. Einerseits sitzt oben in seiner Hütte der h. Hie-
ronymus mit dem Todtenschädel in der Hand, während unten ein müder Pilger
hingeschlummert ist. Der Tod lehnt behaglich an einer Ruine und knickt mit der
linken Hand einen Rosenzweig, mit dem rechten Fuße den Stab des Pilgers ab.
Eine Dienerin des Todes, ein Kopftuch um den grinsenden Schädel, eine Schürze
um die Glieder geknüpft, kehrt im Vordergründe mit einem langen Besen den
ganzen bunten Tand der Welt zusammen: Krone und Lorbeeren, Scepter und
Schwert, Geige und Palette, Krücke und Karten, Würfel und Ordenssterne, Adels-
diplom und Marke, Pilgerhut und Rosenkranz, Buch und Astrolabium. Auf dem
Gegenbilde führt der Tod einen alten Mann zu Grabe, während die auf dem
Grabdeckel sitzende Hoffnung hinüberweist zu dem über dem abgehobenen Grabsteine
stehenden Heiland, der segnend ausruft: Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Noch stärkeren, ächt Holbein'schen Humors ist das Bild der Auferweckung der
Todten. Oben die vier Engel mit den Posaunen, unten die Grabgewölbe gesprengt,
und darauf und daran noch ganz Todte, halb und ganz lebendig Gewordene. Ein
Gerippe, dessen Arme bereits wieder mit Fleisch überzogen sind, stützt sich auf die
rechte Hand und streckt die linke aus dem Gewölbe hervor, um nach seinem eigenen
unfern gelegenen Schädel zu langen. Gegenüber steht der Herr der Ernte, mit
der Sichel in der Hand und der Garbe auf der Schulter, während die Distel-
und Dornenbündel von einem tückisch aus der Hölle hervorlangenden Satan in
Brand gesteckt werden. Das Gericht über die Sünder ist in dem Bilde Jesu
dargestellt, welcher mit der Rechten das siebenfach versiegelt gewesene Buch offen
hält und mit der durchgrabenen Linken aus sich selbst deutend den Verzweifelnden
unter ihm zuruft: Ich bin's, an den ihr nicht geglaubt, den ihr gehasset und
verachtet habet! Darunter ist ein Priester, ein König, ein Schriftsteller, welcher
in der rechten Hand die Feder, in der linken ein „aus der Erde gerissenes" Kreuz
hält, während eine durch seine Schriften Verführte grimmig ihm in die gesträub-
ten Haare greift und mit geballter Faust in's Angesicht schlägt. Den Gerettetten
und Seligen ruft in dem frohen Gegenbilde der segnende Christus zu: „Ich bin's,
an den ihr geglaubt, auf den ihr gehofft, den ihr geliebt habt". Noch ein drittes
Bild stellt Lohn und Strafe vor. Oben zwischen zwei lebendigen Wasserbrunnen
eine selige Harfenschlägerin und Palmenträgerin, mit dem unverwelklichen Kranze
der Ehren aus der lichten Höhe gekrönt; unten der Tod die Sichel wetzend, andrer-
seits die verhüllte Gerechtigkeit mit der Waage in der einen, mit Lilie und Scepter
in der andern Hand; im Kerker des Abgrunds dazwischen liegt die Haare sich
zerraufend ein Gefesselter auf eisernen Stacheln, während vor und hinter ihm die
Teufel grinsen und höhnend die Spiegel Vorhalten. In dem 25. Kapitel: „von
eifriger Besserung unseres ganzen Lebens" steht die anmutige Gestalt Jesu als
 
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