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du begleitest auf einem andern Blatte das „traute, hochheilige Elternpaar" auch auf
der beschwerlichen Winterreise bei kaltem Nordwind und Regenschauer nach dem ent-
fernten Stammorte, betrittst mit ihm, von einer anderen stattlicheren Herberge schnöde
abgewiesen, die ärmliche Hütte abseits vom Flecken, die doch von einem theilnehmenden
Weibe mitleidig geöffnet wird; du lauschest der Hirten Zwiegespräch bei nächtlicher
Weile auf dem nur schwach vom Monde beleuchteten Gefilde vor Eintritt der Engels-
botschaft oder wartest auf hoher Felsen-Sternwarte bei spärlichem Lichte, das einer
von ihnen über dem geöffneten Buche hält, mit den Weisen auf den eben jetzt ein-
treffenden Wunderstern und siehst endlich nach der Schatzung, während drüben die
Weisen wohlweislich auf einem andern Wege wieder in ihr Land gehen, hüben die
auf wenige Tage in Bethlehem vereinigten Sippen, hohen und niedern Standes,
darunter auch in einem Wägelein nachgeführt eine arme Frau, von einander sich ver-
abschieden zur Heimfahrt, noch voll von der Geschichte, die da in Bethlehem gesche-
hen ist. — Es sind lauter gute deutsche Gesichter, deutsche Landschaften, Städte und
Dörfer, es ist der deutsche Weihnachtbaum, welcher der deutschen Christenheit ange-
zündet worden ist, das Paradies der Kindheit, die wieder eröffnete Heimat dem ver-
lorenen Sohne zu allen Zeiten, wie uns die liebliche Titel-Vignette am Eingang sagt.
Zum deutschen Holzschnitt paßt aber auch trefflich das deutsche Gedicht als Text
z. Th. in der Weise von Hans Sachs oder in der Weise der älteren Legende, welches
in Naivität und Innigkeit mit dem Holzschnitt wetteifert, so daß beides zusammen,
Bild und Wort, Ein prächtiges Ganze, eine IsAsnäu aursu im besten Sinne des
Worts bildet. Mögen auch andere sich der edlen Künstler- und Dichtcrgabe des
Brüderpaares W. und H. Steinhausen erfreuen, womit beide zugleich, wie man
aus der Widmung erfährt, einer vor Kurzem Hingeschiedenen geliebten Mutter ein
finniges Denkmal der Liebe gestiftet haben.
B. Köstlin.

Farbendruck.
Denksprüche von I. C. Lavater. Bremen, Valett u. Co.
In geschmackvollem Einschluß werden hier zehen klein Octavblätter mit je einem
Spruche Lavaters dargeboteu. Die Sprüche sind größtenthcils in Hexametern ge-
faßt und haben bei sinnigem Ausdruck einen vorwiegend moralischen paränetischen Inhalt.
Die Initialen und der übrige Text in ansprechender Schrift bestehen aus verschiede-
nen Grundfarben auf den verschiedenen Blättern und sind entweder mit Gold oder
mit Silber belegt und umrahmt. Es giebt gewiß noch immer Mele, welche von der
eigenthümlichen Art des frommen Züricher Dichters sich angesprochen finden und
seine Sprüche auch nebeu den freilich unendlich tieferen der heiligen Schrift zumal
in Luthers Uebersetzung gelten lassen. Ihnen vornämlich sei diese Sammlung em-
pfohlen. Der Preis beläuft sich auf 25 Groschen — 1 st. 28 kr.
 
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