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dem staunenden Besucher die Architektur der Kirche, des Kreuzgangs und der ver-
schiedenen Hallen und Säle dar. Die Beschreibung der Einzelnheiten in dem vor-
liegenden Büchlein ist ungemein pünktlich und bewegt sich nur zu gewissenhaft in
der fachmüßigen Terminologie, so daß Gerlach's und Otte's Wörterbücher kaum
ausreichen werden, die Wißpegierde des Nachschlagens vollständig zu befriedigen.

Chronik.
Kirchenbnu. Tie am 31. Mai 1689 durch dies Mordbrennerhaufen Ludwigs XIV. zerstörte
Katharinenkirche zu Oppenheim auf dem linken Rheinufer, auch in ihren Trümmern eines der
kostbarsten Denkmäler deutscher Kunst, ist, nachdem 1713 das Gewölbe des Westchors eingestürzt
war, im Schiff und Ostchor nothdürftig hergestellt worden. Zur Ausführung einer vollständigen
Restauration sind in unseren Tagen bereits vorbereitende Schritte geschehen, und nunmehr ist
durch C. Hertel, mit erläuterndem Text von Friedrich Schneider bei V. von Zabern in
Mainz die Herausgabe einer technischen, archäologischen und ästhetischen Forschung über die Ka-
tharinenkirche zu Oppenheim erfolgt, welche für die Wahl des Plans einer gründlichen und
zweckmäßigen Wiederherstellung von großer Wichtigkeit sein dürfte.
Tie Kathedrale von Metz, welche bekanntlich in der ersten Nacht des jüngsten Kaiserbesuches
durch eine Feuersbrunst ihren Dachstuhl verloren hat, ist bereits nicht nur in dem beschädigten
Theil mit Asphaltplatten bedeckt worden, sondern wird auch nach dem Plane des Dombau-
meisters Tornow ein gothisches Hauptportal erhalten und von dem seitherigen plumpen und
geschmacklosen Thore, welches den ganzen mittelalterlichen Bau verunzierte, befreit werden.
Ter Aufwand hiefür ist auf 45000 Mark berechnet.
Am 24. Juni 1877 ist die i. I. 1180 von dem Markgrafen Otto I. von Brandenburg
gestiftete Cisterzienserordenskirche zu Lehnin, welche seit der Reformation, zumal während des
dreißigjährigen Kriegs in Zerfall gerathen, durch den 1871 eben am Tage der Kaiserkrönung
in Versailles gefaßten Beschluß des Königs von Preußen zur Wiederaufrichtung bestimmt wor-
den war, in Gegenwart des Deutschen Kronprinzen wieder feierlich eingeweiht worden. Bekannt
ist das unter der Regierung des großen Kurfürsten von dem damaligen Propst Andreas Fromm
zu St. Petri in Berlin ausgegangene Vatieininnr Neliiriireirse, welches den Untergang der
Hohenzollern'schen Dynastie, die Rückkehr der Protestanten in den Schooß der katholischen Kirche
und die Wiederaufrichtung eines dem Papst unterthänigen deutschen Königthums verkündigt
hatte. Tie Kirchweihe nahm der Generalsupecintendent Or. Brückner aus Berlin vor, die Li-
turgie hielt der Superintendent der Diöcese Brandenburg, Kolberg, die Predigt der Lehniner
Pastor Tepohl. Die Oberleitung des über sieben Jahre hin erstreckten Baues hatte der'Baurath
Spieker von Potsdam. Kronprinz und Kronprinzessin stifteten die Altargefäße; der Ritter-
gutsbesitzer von Lehnin, Cohn, Altardecke und Kanzelbekleidung, Kaufmann Jakobi in Potsdam
die großen silbernen Altarleuchter.
Der Kapitelsaal der Abtei Eberbach, der noch im vorigen Jahre zum Holzstall diente, ist
durch kaiserliche Fürsorge in seiner ursprünglichen Gestalt restaurirt worden. Ter von einer
Säule getragene Bau mit seinen schönen Wölbungen ist all dem ganzen Rheinstrom einzig in
seiner Art und zeichnet sich zugleich durch herrliche Akustik aus. Auch der oberhalb des Ka-
binetskellers gelegene, 250 Schuh lange Schlafsaal mit seiner Säulenhalle macht einen impo-
santen Eindruck.

Verantwortliche Redaction und Verlag von I. D. Ätcinkopf in Stuttgart.
 
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