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um seine vertrante Freundschaft. Auch Wenzeslaus Link, der alte Erfurter
Freund nud Wittenberger Amtsgenosse Luther's, war 1517 an das Nürnberger
Augustinerkloster berufen, fand Scheurl's Freundschaft und schnell großes An-
sehen unter den ersten Männern der Stadt, besonders bei Hieronymus Holz-
schuher, den Dürer später so wundervoll conterfeit hat, und bei dem hoch-
angesehenen, ebenso frommen als gelehrten Hieronymus Ebner, welchen Scheurl
in einem Briefe an Luther dessen begeisterten Verehrer nennt. Der ganz in
Uebereinstimmnng mit Luther im Augustinerkloster predigende Link konnte
keinen eisrigern Zuhörer haben, als A. Dürer war, welcher längst dnrch seinen
Jugendfrennd, Willibald Pirkheimer, in die gelehrten Kreise der Stadt ein-
geführt war. Was Dürer bei Link gesucht und durch Link bei Luther gefunden
hat, beurkunden die Worte in feinem Brief an Spalatin aus dem Anfang des
Jahres 1520: „Luther, der christlich Manu, hat nur aus großen Nöthen ge-
holfen." Der kindlich fromme Albrecht hatte in väterlicher Weife seinem Gott
genug thun wollen mit allerlei Werk und dabei keinen Frieden gefunden. Nun
hat auch er vernommen: „Der Gerechte wird feines Glaubens leben." Im
Februar 1518 sandte er seinem Helfer ans großen Aengsten ein Geschenk feiner
Hand. Am 23. Dezember desselben Jahres berichtet Scheurl an Staupitz von
der friedlichen Gemeinde, die sich allsonntäglich und sonst um Wenzel Link
sammle. Zii derselben gehörte der Hauptbeförderer der Reformation in Nürn-
berg, der Rathschreiber Lazarus Spengler, der Verfasser des Kirchenliedes: „Durch
Adam's Fall ist ganz verderbt menschlich Natur uud Wesen", Hieronymus
Ebner und Holzschuher, Kaspar Nützel und Albrecht Dürer — „alle voll Ver-
langen nach einen: Gruß von Luther". Mit diesem und Melanchthon stand
auch der Augustiuerprior Wolfgang Volprecht und der Abt zu St. Aegidien,
Friedrich Pistoris, in Briefwechsel. Spengler trat 1519 als Schutzredner
Luther's auf und wurde dafür mit Pirkheimer von dem durch letzten: „ge-
hobelte:: Eck" in die gegen Luther erwirkte Bannbulle gesetzt.
Wie Albrecht Dürer au Luther hing und um ihu bekümmert war, als er
die Mähr vou dessen angeblicher Ermordung aus den: Rückwege von: Wormser
Reichstage hörte, bezeugen seine rührenden Klagen in: Niederländer Reisetage-
buch von: 17. Mai 1521, in welchen: er auch Beweis gibt, wie eifrig er sich
jede neue Schrift vou Luther gekauft hat. Nach seiner Heimkunft sand er die
Stadt in ausgesprochen lutherischer Bewegung. Neben Link hatte der Schlesier
Schlenpner als Prediger an der Sebalduskirche, Eucharius Karl in: Augustiner-
kloster, sowie der gelehrte Andr. Oslander als junger Prediger an der letzteren
einmüthig für die Wittenberger Lehre gewirkt. Der Rath zögerte, die über
Luther ausgesprochene Acht zu verkündigen und that es nur auf Andringen
von außen. Die Anwesenheit so vieler Fürsten auf den: Reichstag, wo der
Kardinal Albrecht von Mainz eine große Frohnleichnanisprocession veranstaltete,
welcher der Rath sich anschließen mußte, gebot zwar Rücksicht und hinderte
entscheidendes Vorgehen. Aber nicht zurückhalten ließ sich das Volk, dessen
Dolmetscher Hans Sachs 1523 nut seinen: Gedichte: „Die Wittenbergische
Nachtigall, die inan jetzt höret überall," gewesen ist. Von Hans Sachs ist
 
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