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der frühesten christlichen (apostolischen) Zeit sieht, noch die, welche dieselbe
in vorchristlicher Zeit konstrnirt und später von den Christen in Besitz genommen
sein läßt, bewährt sich an den thatsächlichen Verhältnissen. Die Anfänge der
Anlage fallen vielmehr in das 1. oder 2. Decennium des vierten Jahrhunderts,
aber der Weiterbau erstreckt sich bis tief in das 5. Jahrhundert hinein.
Aelter dagegen ist der Cömeterialcomplep, welcher südöstlich von S. Gio-
vanni, hauptsächlich in der Vigna Cassia vorliegt, aber nur zum Theil zu-
gänglich ist. Doch scheint derselbe der Anlage von S. Giovanni an Ausdehnung
kaum nachgestanden zu haben. Dieses ursprünglich ohne Zweifel ein zusammen-
hängendes Ganze bildende Cömeterium ist durch Verschüttungen i-n zwei Theile
zertrennt, die der Kürze halber mit und U bezeichnet sein mögen. ist von
geringer Ausdehnung, in konstantinischer oder gar nachkonstantinischer Zeit an-
gelegt und nur durch ein kürzlich von de Rossi publicirtes Fresko interessant.
L ist jetzt nur durch einen tiefen Brunnenschacht zugänglich und stellt einen aus-
gedehnten, leider größtentheils verschütteten Galleriecomplep dar von einfacher
solider Construktion (fast durchgängig Loculi) und mit alterthümlichen Orna-
mentresten. Es scheint, daß diese Anlage, an welche sich später angesetzt hat,
dem Anfänge des 3. Jahrhunderts, wenn nicht einer noch ältcrn Zeit angehört.
Die jetzt unzugänglichen Gallerten neben dem benachbarten frühern Kloster
S. Maria Gesu haben schwerlich ein eigenes Ganzes gebildet, sondern dürften
mit der Gruppe in Vigna Cassia zusammenzufassen sein und zwar mit wie
ich aus mündlichen Mittheilungen entnehmen zu können glaube. — Ganz unbe-
deutend ist das kleine, aus einem kurzen Corridor bestehende Cömeterium der
weiter südlich gelegenen Kirche S. Lucia. — Weitere isolirte oder zu kleinen
Cömeterien verbundene Grabstätten lassen sich von S. Lucia aus bis zu
der Latomia der Kapuziner in größerer und geringerer Entfernung vom Meere
nachweisen. Sie stehen in keiner direkten Verbindung mit einander; das Arko-
solium überwiegt. Die Linie setzt sich dann von den Kapuzinern in westlicher
Richtung fort bis zu der Thalschlucht zwischen den antiken Stadttheilen Neapolis
und Achradina. Doch scheint ein Theil dieser Grabstätten vorchristlichen Ur-
sprunges zu sein; indcß ist sichere Entscheidung in vielen Füllen nicht möglich.
Unter den im Museum der Stadt befindlichen Monumenten ist das be-
merkenswcrtheste ein im Jahr 1872 in S. Giovanni entdeckter und seitdem
häufig publicirter Marmorsarkophag mit Reliefs aus dem Ende des 4. oder dein
Anfänge des 5. Jahrhunderts. Die Bildwerke entsprechen, von einer bis jetzt
noch nicht erklärten Scene des Deckels abgesehen, sonst bereits bekannten. Die
ca. 150 Terracottalampen der Sammlung stammen fast sämmtlich aus den Cö-
meterien der Achradina, einige wenige aus der weitern Umgegend von Syrakus,
und sind durch nichts Besonderes ausgezeichnet. Bemerkenswerth ist ein kleiner
Bronzesisch mit einem Ringe im Maule, der also als Amulet getragen wurde.
Doch ist sein christlicher Ursprung nicht zweifellos.
Die christlichen Cömeterien von Palazzuolo (das alte Acrä, 54 Kilom.
südwestlich von Syrakus) sind dadurch in hohem Grade interessant, weil sie das
in der Kirche übliche System des Katakombenbaus unberücksichtigt und eine völlige
 
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