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im Jahr 40 oder 41 von Pctrus aus Antiochien der eine nach Syrakus, der
andere nach Tauromemnn (Taormina) entsandt sein sollen. Aber die diese le-
gende reserirenden Schriftstücke gehören dem frühen Mittelalter an nnd können
für die geschichtliche Untersuchung nicht in Betracht kommen, doch hat sich in
denselben der richtige Gedanke erhalten, daß die Christianisirnng der Insel vom
Orient ausgegangen ist, und an der Ostküste die ersten Missionsstationen, be-
ziehungsweise Gemeinden gegründet worden sind, im Gegensatz zu der Behaup-
tung römischer Bischöfe, welch? die sicilianische Kirche als eine Pflanzung Roms
in Anspruch nahmen. Das erste Dokument, welches eine organisirte Kirche ans
der Insel voraussetzt, ist ein von Eusebins mitgetheiltcs Schreiben Konstantins
d. Gr. an den Bischof Chrestus (Crescens?) in Syrakus aus dem Jahr 314.
Daraus läßt sich auf eine blühende Gemeinde in Syrakus zurückschließen, deren
Anfänge der apostolischen Zeit nicht fern gelegen haben mögen. Dahin weisen
auch die Monumente.
Die Borterrasse des Stadttheils Achradina, in welcher schon in vorchrist-
licher Zeit unterirdische und oberirdische Grabstätten angelegt wurden, ist auch
das Gebiet der christlichen Cömeterien. In der Zahl dieser nimmt die Kata-
kombe von S. Giovanni, was Ausdehnung und Architektur anbetrisft, den ersten
Rang ein. Sie liegt am Nordrande der genannten Terrasse, nahe dem Ein-
gangsthore der Thalschlucht, welche Achradina und Neapolis scheidet, neben der
alten Kirche S. Giovanni (S. Marziano). Zwei kurze moderne Cvrridore, die
rechtwinkelig aneinandcrschließen, führen zu der antiken Hauptgallerie, die mit
einer Länge von ca. 144 Schritt, einer durchschnittlichen Breite von 3 M. und
einer Höhe von 2,1 M. ziemlich genau von Südwest nach Nordost läuft und
erst kurz vor ihrem jetzigen Abschlüsse — sie ist noch nicht vollständig ausge-
graben — eine leichte Curve nach Norden macht. Die Decke ist flach und das
gegenwärtige Niveau ca. 1 M. über das ursprüngliche aufgerückt. Anfangs
herrscht der Loculus vor, dann das Arkosolium, welches letztere häufig in einer
im continentalen Italien bis jetzt nicht nachgewiesenen eigenthümlichen Form
erscheint. — Die Hauptgallerie sendet in ihrem Verlaufe nach links fünf, nach
rechts vier Corridore rechtwiukelig aus, die mehrmals von großen Rundsälen
von großartiger Construktion durchbrochen werden. Sämmtliche Räume Vertheilen
sich auf ein Stockwerk; das Alter des Cömeterium läßt sich mit ziemlicher Si-
cherheit bestimmen. Die ca. 90 Inschriften und die ca. 100, zum Theil mono-
grauunirten Lampen, welche dasselbe geliefert hat, ferner die noch erhaltenen
Reste von Malereien, die luxuriöse Anwendung des Monogranunes Christi und
Eigenheiten der Architektur weisen ans das Zeitalter Constantins d. Gr.*')
Weder die Meinung, welche in der Katakombe von S. Giovanni ein Werk

*) Die einheimischen Gelehrten legen einen großen Werth ans die vor einigen Jahren
von Dir. Cavallari in S. Giovanni anfgefundenen Glasgefässe, die zu der Species der sogen.
plUalao ornontas (Blntfläschchen) gehören sollen, und erschließen daraus einen älteren als oben
angesetzten Ursprung der Katakombe. Aber, die Existenz solcher xllialao oruontao einmal zuge-
geben, so gehören jedenfalls die hier in Frage stehenden Gefässe nicht zu denselben, wie aus
der Form leicht zu ersehen ist. Auch ist von dunkelrothcm Niederschlage nichts zu bemerken.
 
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