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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 21.1879

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Nr. 4 (1. April 1879)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42372#0067
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gestalten, Monogrammen, Köpfen und andern bildlichen Verzierungen. Ein
Baptisterium mit einer griechischen Inschrift (Fragment), das aus Alesa hierher-
gebracht wurde, gehört frühestens dem 7. Jahrhundert an. — Höchst interessant
ist ein im Besitze des Fürsten Galati befindliches umfangreiches Mosaik, welches
in Carini (in der Nähe von Palermo) entdeckt wurde. Dasselbe weist freilich
kein specifisch christliches Emblem auf, aber der Umstand, daß es nachträglich
durch einen kunstlos gearbeiteten Streifen erweitert wurde, während der ältere
Theil sich unverkennbar als ein Werk des 3. oder des 2. Jahrhunderts er-
weist, scheint die Vermuthung des Fürsten zn rechtfertigen, daß ein ursprünglich
heidnisches Werk im vierten Jahrhundert, als man den betreffenden Raum in
eine Kirche verwandelt habe, erweitert worden sei. Die Frage läßt sich indeß
nur durch eine genaue Untersuchung der Mauertrümmer, aus welchen das Mo-
saik gezogen wurde, mit Sicherheit entscheiden.
Während also an der Ost- und der Südküste sich christliche Monumente
finden, die an den Anfang des dritten Jahrhunderts, ja vielleicht noch weiter
zurückreichen, so begegnen uns im Innern des Landes und an der Nordküste nur
Spuren aus konstantinischer und nachkonstantinischer Zeit. Offenbar hat von
der dem Verkehr mit dem Oriente am meisten offen stehenden östlichen und süd-
lichen Küste aus das Christenthum die Insel allmählig erobert. Damit steht
auch die principale Stellung der syrakusanischen Kirche im vierten und fünften
Jahrhundert in Einklang. Monumente, die an Atter denen von Rom und
Neapel gleich kämen, sind bis jetzt in Sicilien nicht nachgewiesen. Aber die
Bedeutung der sicilianischen Denkmäler liegt darin, daß sie uns das Verhältnis;
der christlichen Gemeinden und Grabstätten zn den heidnischen sepulcralen Bauten
illustrircn und erweisen, daß für die alte Kirche bei Anlage ihrer Friedhöfe nicht
nur das System des Judenthums der Diaspora, sondern auch das Construktions-
verfahren der Phönicier und Griechen in Betracht gekommen ist.

Literatur.
Oer ryiographische Farbendruck in den verschiedenen Phasen seiner Herstellung erläutert au
dem Titelbild des Nissnlo Uonrnnnrn sllill. Hsnrwns Uoiss 1861. Heransgegeben Von
Hans von Weißeubach. Selbstverlag des Herausgebers. Nürnberg 1878.
Durch die Ausstellung von Arbeiten der vervielfältigenden Künste, welche 1877 im bayri-
scheu Gcwerbemnsenm zu Nürnberg stattfaud und welche das vorgesteckte Ziel, nämlich die Ent-
wicklung des Buch- und Kunstdrucks in Deutschland vorzuführen, glänzend erreicht hat, ist in
weiten Kreisen das Interesse für diesen Zweig unserer technischen Künste geweckt und gefördert
worden. Aber schon längere Zeit, vor dieser Vereinigung der besten deutschen Leistungen des
Buchdrucks, Holzschnitts, Metalldrncks n. s. w. hat der vr. H. von Weißenbach eine sehr an-
regende Sammlung von Erzeugnissen des Kunstdrucks zunächst für das eigene Studium ange-
legt und sodann dieselbe ans seinen vielfachen Reisen in Deutschland durch Wandervorträge,
z. B. in Ulm, Pforzheim nnd Mannheim zugänglich und verständlich gemacht.
Der Laie sieht in der Regel nur die fertige, abgeschlossene Arbeit und kennt selten den
mühevollen Weg, der für ein Druckblatt, beispiclweise für deu Farbcnholzschnitt, technisch vor-
geschrieben ist, damit ein vollendeter Kunstdruck ausgegeben werden kann. Eine volle Würdi-
gung solcher Vervielfältigungen ist nur möglich, wenn man die verschiedenartigsten Schwierig-
keiten, welche überwunden werden müssen, sich klar zn machen im Stande ist; die mehr oder-
weniger gelungene Besiegung dieser Hemmnisse in der Wiedergabe bietet den richtigen Maßstab
 
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