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Herzog Bernhard dein Großen nach den Vorreden eingefngt sind. Herzog Ernst
der Fromme von Sachsen-Gotha-Altenburg (geb. 1601, gest. 1675) veranlaßte
ihre Abfassung. Es leitete ihn dabei der Wunsch, dem Volke mit diesem Bibel-
werk ein Mittel zur Erbauung und Förderung in der christlichen Erkenntniß
in die Hand zu geben. Die Jenaer Theologen wurden von ihm mit der Arbeit
betraut. Vornehmlich war es Johann Gerhard, der große Dogmatiker, auf
dessen Schultern die Arbeit der Durchsicht und Schlußredaction der von seinen
Kollegen gelieferten Auslegungen der einzelnen Bücher lag — er selbst hat nach
dem Wunsche des Herzogs das erste Buch Moses, den Propheten Daniel und
die Offenbarung St. Johannis ausgelegt. Es war ihm leider nicht vergönnt, die
Vollendung des Werkes, an welchem er bis in die letzten Tage vor seinem Tode
mit Vorliebe gearbeitet hatte, zu erleben. Er starb 1637. Salomon Glassius
trat in Gerhards Arbeit ein und brachte sie zum Abschluß. Im Jahre 1641
erschien das Bibelwerk in erster Auflage zu Nürnberg, weßwegen sie auch die
Nürnberger Bibel genannt wurde. Die Freude über die Vollendung desselben
war eine allgemeine; in Nürnberg wurde im öffentlichen Gottesdienst ein Dank-
gebet dafür gesprochen. Es folgten rasch mehrere Auflagen (u. A. 1643, l736,
1758). Bis zum Jahr 1768 wurde es vierzehnmal aufgelegt. Im Jahre
1877 ist in St. Louis bei F. Dette nach mehr denn 130 Jahren die fünfzehnte
Auflage der Kurfürsten-Bibel. erschienen. Bekannt ist dieselbe außerdem unter
dein Namen der Weimarischen und Ernestinischen Bibel.
Was die innere Einrichtung und den Zweck des Bibelwerks antangt, so
gibt dasselbe den lutherischen Text in größeren und dazwischen in Klammern
eingeschlossen die kurzen Erläuterungen in kleinerer Schrift, in derselben Weise
wie das bekannte neuere Dächselsche Bibelwerk. Luthers Randglossen werden
häufig in die Erläuterung ausgenommen. Im übrigen spiegelt sich in den
Auslegungen getreulich der damalige Stand der theologischen Wissenschaft. Von
allen Streitigkeiten aber, die in senen Tagen die Gemüther erregten, ist in rich-
tiger Erkenntniß des Zweckes der Bibel abgesehen, „weil damit dem einfältigen
gemeinen Mann und christlichen Leser zu Erweckung und Erinnerung eines lau-
teren Sinnes wenig gedienet." Dagegen „ist eigentlich und allein auf den
rechtmäßigen reinen Wortverstand genau gesehen, und dasjenige, was in Worten
und Neven der Jugend und den Einfältigen dunkel scheinet, durch klare, mehr
bekannte und deutlichere Worte und Reden erkläret, dasjenige aber, was in
gemeiner Rede und Gebrauch bekannt, fürübergelassen worden, daß man also
die ganze heilige Schrift ohn einigen Anstoß und Hinderung des Verständnisses
durchlesen und was die rechte Meinung in schweren Orten sei, ersehen kann."
Die beigegebenen zahlreichen und ausführlichen Namen- und Stellenverzeichnisse,
Tabellen, Einleitungen und Vorreden erhöhen die Brauchbarkeit des Werkes und
zeugen von dem auf dasselbe verwandten Fleiße.
Die technische Ausführung des Bibelwerks legt nicht minder von diesem
Fleiße ein Zeugniß ab. Wir haben ein Exemplar der zweiten Auflage vom
Jahr 1644 aus der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek in München vor uns. Es
ist ein stattlicher Folioband von 1379 Seiten, die Einleitungen und Anhänge
 
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