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Jahre 1326 Seitens eines wohlhabenden Berliner Bürgers Jordan von Heckel-
berg, deutet, wie man nach mittelalterlichem Herkommen zu schließen berechtigt
ist, bereits ans die Vollendung der Hallenkirche hin. Und daß in der Thal in
dem nächsten Zeitraum bis ca. 1335 nicht an dem Gotteshaus gebaut wurde,
beweisen insbesondere die langen kirchlichen Händel in Folge der Ermordung
des verräterischen Probstes von Bernau, und der über beide Städte Berlin
und Köln ausgesprochene Kirchenbann, welcher allen die Kirche bezüglichen Unter-
nehmungen Einhalt gebot. Somit wäre aus guten Gründen etwa das Jahr 1325
als Schluß einer dritten Bauperiode von St. Nikolaus festzuhalten, welche
also die alte Granitbasilika in eine backsteinerne Hallenkirche, mit Ausnahme vor-
läufig noch des hohen Chors, verwandelt hatte.
Doch als nach schweren Bußen der Bann im Jahre 1335 endlich aufgehoben
wnrde, gab sich die Freude darüber nicht bloß in einer Reihe reicher Ablaß-
briefe und Altarstiftungen kund, sondern auch in der Wiederaufnahme der Bau-
arbeiten an St. Nikolaus zur Verschönerung und Verherrlichung der Kirche.
Es schien, als ob dieser rege Eifer ein in dunkler Zeit unterdrücktes Herzens-
bedürfniß jetzt bei Beginn einer glücklicheren Zeit ungestüm und mächtig zum
Ausbruch trieb; ja mehr noch schienen die nach der geistigen Befreiung so unmittel-
bar aufgenommenen Arbeiten auf eine schon der letzten Bauzeit angehörige Vor-
bereitung hinzudeuten, die damals nur angesichts der Wirren, wie sie nach dem
Aussterbcn des Askanischen Hauses eingetreten, hatte unbefriedigt bleiben müssen:
nach dem Muster von Magdeburg eine zweithürmige Anlage an
der Westfront zu schaffen. Und was konnte im Grunde genommen dem ver-
höhnten Statthalter Christi die Ergebenheit der Stadt, die Unterordnung unter
die vorher mißachtete päpstliche Autorität schöner zur Offenbarung bringen, als
die Nachahmung jener erhabenen Werke, in denen das katholische Christenthum
seine herrlichste Frucht getrieben — die Nachahmung des gothischen Doms? —
Aus diesen Beweggründen des Ehrgeizes und des Selbstgefallens entstand in der
Zeit von etwa 1335—1350 auf dem schwerfälligen Granitunterbau ein ge-
trenntes Thurmpaar mit nahezu viereckigen Grundrissen. Daneben wurde
allerdings die vorher auf das einfachste und rohste gestaltete Architektur vor-
nehmlich durch reich profilirtc Fenster und Portale gehoben. Aus dieser Zeit
rührt — nach Adlers Vergleichung mit dem schön und klar gestalteten Chor-
polygonbau an der Klosterkirche aus den: Jahre 1343 — fast ausschließlich an
dem Langhause ein durch Schönheit der Verhältnisse, wie durch Reichthum der
Profile gleich ausgezeichnetes Portal auf der Südseite her, das aber nach Jahr-
hunderten halb zu einem Fenster zugemanert worden ist.
Auf den Abschluß dieser vierten Bauzeit übrigens deutet ein Ablaßbrief des
Bischofs Heinrich von Brandenburg aus dem Jahre 1345, in welchem
uns zum ersten Male die Bemerkung auffällt, daß die Wirkung desselben nach
beendigtem Kirchenbau aufhören solle. Und da dann im Jahre 1348 ein wei-
terer Ablaßbrief, von 12 Bischöfen unterzeichnet, sich nur auf Kirchenzicrat und
verschiedene Geräte richtet, da ferner mit dem Auftreten des falschen Wal-
demar in Folge der allgemeinen Verwirrung nachweislich in den Marken eine
 
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