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Chronik.
Kirchenbou in Berlin- Die für eine ans dem sogenannten Johannestisch, einem freien
Platze am Plannfcr nnd am Weg nach der Hasenheide, zn errichtende Heilig-Kreuzkirche erforder-
liche Bansnmme von 450 000 Mark ist theils durch Beiträge des Staates uud der Stadt,
thcils durch zinslose Darleihung eines bedeutenden Kapitals s-citcus einiger wohlhabenden Ge-
mcindcglieder nnd durch eine veranstaltete Sammlung gesichert. Die Kirche, welche östlich von
der jetzt dort befindlichen interimistischen Kapelle ihren Platz finden wird, soll in gothischem
Stil nach dem vom Kronprinzen als damaligen Stellvertreter des Kaisers gebilligten Entwürfe
des Baumeisters Otzen ansgeführt werden.
Vom Strnstburger Münster. Die Apsis, ein zierlicher, äußerer Ban, welcher das
Munster auf der Ostscitc abschlicßen soll, ist jetzt ganz vollendet. Die künstlerische Unternehmung
wurde am 17. Mai 1878 begonnen nnd in 5 Monaten von dem Architekten Petiti Sohn, dem
das Franenstift diese Arbeit übertragen hatte, durchgesührt. Dieser Ban war ein sehr bedeu-
tender; es handelte sich darum, über dem schon vorhandenen Theile der Apsis einen Giebel
mit zwei Thürmchen, kurz ein Ganzes zn erbauen, das mit dem oberen Theile der Süd-
nnd Nordportale in symmetrischem Zusammenhänge stehen sollte. Die Thürmchen wurden
daher über den alten Wendeltreppen gegenüber dem großen Seminar errichtet. Der untere
Theil derselben ist achteckig; sic werden bei der ersten Verkürzung rund. Ihre Höhe beträgt
20 oder vom Boden an gerechnet 43 Meter. Zwischen ihnen erhebt sich ein pyramidaler
Giebel, welcher durch ein kupfernes Dach mit der Kuppel da verbunden wird, wo diese die
Gemälde Steinle's deckt. Leider kann der Bau der Apsis wegen der Stelle, wo er steht, von
unten nur im Profil betrachtet werden, nnd für den Beschauer in der Münstergasse z. B.
scheint nur Ein Thürmchen vorhanden zu sein. Auch der Giebel wird von dort ans nicht
gesehen. Nur im Hofe des Seminars genießt man den Gesammtanblick nnd kann man sich
von der feinen Ausführung des Baues überzeugen. Hoffentlich wird in kurzer Zeit die Kathe-
drale auch auf der Seminarseite frei, so daß man alsdann rund nm das Gebäude hernmgehen
und dasselbe sowohl als die schöne Arbeit Petiti's nach dem vollen Werthe würdigen kann.
Die Plane der Apsis sind die Frucht der gründlichen Studien des Münsterbaumeisters Klotz.
Was die Kuppel und ihre Krönung betrifft, welche Unternehmung mit dem Ban der Apsis
verbunden ist, so geht auch diese Arbeit ihrem Ende entgegen. Die durchbrochenen Bogengänge
über deni alten Achteck sind vollendet. Nach Vollendung der gefüllten Bogen bleibt nur noch das
letzte Gesimse nnd das Dach aufznsetzen. Dieses soll die ganze Höhe der Kuppel auf 60 Meter
bringen, nnd damit gelangt sie auf der Höhe des großen Thnrmes. Hr. Jehn hat die
Kuppel auszuführen. Damit wird das Werk vollendet sein und zwar sowohl die neuen Ar-
beiten als diejenigen, welche nur zur Restauration des schon früher vorhandenen dienen. Das
Frauenstift hat dann für das Innere und Aenßere des Straßburger Münsters etwa 2 Mil-
lionen Franken verwendet.
Vom Schwarzwald. In der Filialkirche zn Wörnersberg bei Freudenstadt, Parochie Gröm-
bach, befand sich ans alter Zeit ein kleiner Altarschrank, welchen die Gemeinde in Ehren hielt, ohne
seinen Werth zn kennen. Der Verein für christliche Kunst in der evangelischen Kirche Württembergs,
darum befragt, ließ ihn nach Stuttgart kommen, wo man bei Oeffnung des Kastens überrascht war
von der Trefflichkeit der vier im Schrein befindlichen geschnitzten Figuren der Maria, des Joseph,
des heiligen Sebastian und des heiligen Wendelin, des Schutzherrn der Schäfer. Dieselben
wurden nach dem Willen der Gemeinde wiederhergestellt, neu bemalt und vergoldet, der Kasten
wurde mit neuer geschnitzter Verzierung nnd mit neuer Färbung versehen und au den alten Ort
wieder aufgestellt zur Freude der evangelischen Gemeinde, welche die auf 160 Mark sich belaufenden
Kosten unter einiger Beihilfe des Vereins trotz ihrer Unbemitteltheit gerne aufgewendct hat,
um sich am Anblick dieser Figuren zu erfreuen nnd zn erbauen. Der evangelische Christ darf
und soll sie ja nicht als Fürbitter anrnfcn, aber doch nach Artikel 21 der Augsburger Konfes-
sion „der Heiligen gedenken, auf daß wir unfern Glauben stärken, so wir sehen, wie ihnen
Gnade widerfahren, auch wie ihnen durch Glauben geholfen ist; dazu, daß man Eyempcl nehme
von ihren guten Werken, ein jeder nach seinen: Beruf."

Inhalt: Die neue evangelische Garnisonkirche. Mit Holzschnitten. — Die St. Nikolaikirche zn
Berlin. Von Georg Galland. — Hey-Spcktcr. — Biblische Bilder. — Chronik.

Verantwortliche Redaktion: Prälat vr. H. Merz in Stuttgart.
Druck nnd Verlag von I. F. Steinsiopf in Stuttgart.
 
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