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schmucks in der evangelischen Kirche Sachsens geschehen durch den seligen
Meurer, den noch immer rüstig thätigen Eugen Beck, für dessen Teppichmuster
sich in der E. Röper'schen Firma zu Leipzig die rechte Hand gefunden hat;
ferner durch die rührigen Paramentenvereine unter Leitung der Gräfin von
Schulenburg und der Fran Pastorin Meurer. In Bayern wirkten — wir
wissen freilich nicht, wie weit — die Neuendettelsauer Vereine. Im evangeli-
schen Württemberg ist durch den seligen Grüneisen und den von ihm
geleiteten Verein für christliche Kunst Bahn gebrochen worden. Und ob es auch
anfangs den Leutlein in Stadt und Land schwer eingieng, vom Gewohnten ab-
zuweichen, so hat es sich doch überall, wo damit Ernst gemacht worden ist, als
das ganz Schöne und Würdige Anerkennung erworben. Der genannte Verein
hat auch seine Unterstützungen zu Anschaffung neuer Gewänder wesentlich von
williger Befolgung der richtigen Grundsätze abhängig gemacht. So geschieht
es denn, daß nach und nach der bisherige Brauch, nur die eine Farbe,
Blau oder gar Roth für's ganze Kirchenjahr, ja sogar auch für die Trauer-
zeiten auf Altar, Taufstein und Kanzel zu haben, verlassen und zum aller-
mindesten das noch am meisten für alle Kirchenzeiten anwendbare dunkle Grün
genommen wird. Noch erfreulicher ist, daß man sich entschließt, wenigstens
in drei Farben neue Paramente anzuschafsen und dieselben mehr oder
weniger bedeutsam zu verzieren. Man kann ja auskommen mit Grün für All-
sonntag, Roth für die Festtage, Schwarz für die Trauertage. In diesen drei
Farben find neuerdings frische Gewänder für die Hospitalkirche zu Stutt-
gart angeschasft und durch edle Frauenhand nach Beck'schen Musterzeichnungen
gestickt worden. Ebenso hat die alte Marienkirche in Reutlingen
auf den neuen kunstvollen Altar, der im Christl. Kunstblatt 1876 S. 140
abgebildet ist, zn den schwarzen hin neue grüne und rothe Tücher erhalten,
deren prächtige und doch einfache Verzierungen durch Fräulein Bihler-Uhl,
die vom christlichen Kunstvereiu bei Beck in Herrnhut ausgebildete Stickerin,
in Reutlingen ausgeführt worden sind. Alls der rothcn, von H. Fleischhauer
gestifteten Decke ist der Rand mit einem Passionsblumengewinde, dazwischen mit
griechischem Kreuz, Lamm Gottes, A uud O, uud jede Ecke mit Aehren und
Trauben, nach Entwürfen des verstorbenen Baumeisters Beisbarth iu Stutt-
gart, in Gold gestickt. Die grüne Decke, von vier Frauen gestiftet, ist nach
einem neuen Muster E. Beck's in Herrnhut mit gelber Seide am Rande ringsum
gestickt. Die Decken hängen nur handbreit über, weil die vier Altarseiten mit
Bildhauerarbeiten bedeckt sind. — Violette Gewänder für die Rüstzeiten, nach
Beck'schen Entwürfen von Frl. Bihler gestickt, hat unser Kunstverein in die neue
gothische S t. Io h a nneski r che zu Stutt g a r t gestiftet. Auf dem Taufstein-
tuch ist sinnig die Taube, das Brustbild des Täufers und des Evangelisten (mit
Kelch) von einem Dreipaß eingefaßt. — Als die erste und einzige Kirche im evang.
Württemberg, welche nun mit Gewändern in allen fünf liturgischen Farben ver-
sehen ist, steht die neue Garnisoukirche in Stuttgart da, welche in uuserer
letzten Nummer abgebildet und beschrieben worden ist. Es ist dem Garnison-
prediger und Feldprobst, Prälat vr. v. Müller, nicht schwer geworden, die
 
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