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für das schöne Werk bereiten Herzen, Hände und Gelder zu gewinnen. Die
Zeichnungen dazu sind alle von Beck entworfen, nur der Entwurf für die schwarzen
Tücher stammt von Frl. Bihler. Die weiße Altardecke für das Christ-, Oster-
und Epiphaniasfest schmückt das A und O mit einem Passionsblnmenkranz; auf
der weißen Taussteindecke sind in einem Vierpaß, der mit einem Kranz von
Lilien und dreiblätterigem Klee umgeben ist, zwei Täubchen, die sich an einem
Springbrunnen letzen; die Stickerei ist in Blau und Gold. Auf der rothen Decke ist
ein Kranz von fünfblätterigen Rosen, die fünf Wunden Christi andeutend, ein Kreuz
und das Monogramm Christi in Gold gestickt. Das grüne Tuch ist mit Weinlanb,
Ranken und Trauben in gelber Seide umsäumt. Bon den: violetten Tuche hebt
sich das in Weiß und Silber gestickte Lamm Gottes und ein Kranz von Granat-
äpfeln (mit ihren vielen Kronen, Sinnbilder der in Einigkeit des Glaubens aus
aller Welt Völkern versammelten Kirche) prächtig ab; das Weiße Täubchen mit dem
Oelblatt im Schnabel auf der violetten Taufsteindecke wirkt gar lieblich und poetisch.
Die Trauertücher schmückt nur das in weißer Seide gestickte Kreuz. Die Kanzel-
decken und die Pultbehänge sind in denselben Farben gehalten und einfach besetzt.
Nur der rothe Kanzelpultbehang trägt den goldenen Namenszug Christi. Den
Altarauftritt bedeckt ein mit Löwen und Drachen (den Bildern des unter
die Füße zu tretenden Satan) verzierter Teppich nach dem Entwürfe Becks
im vorjährigen Kunstblatt. (Auf Löwen und Drachen wirst du treten :c.
Psalm 91, 13.) Zwei Knieschemel für die Kommunikanten haben zu Sinn-
bildern den Hirsch, der nach frischem Wasser schreit (Pf. 42), und zwei
Trauungsschemel mit Paradiesvögeln deuten das im Glück und Frieden einer
wahrhaft christlichen Ehe wieder eröffnete Paradies an. In den großen pracht-
vollen Trauungsteppich vor dem Altäre sind nach Becks Entwurf im Kunstblatt
1878 Löwen und Kronen, die Zeichen der Ueberwindung von Eigenwillen und
Selbstsucht durch wahrhaft heldenmüthige und königliche Seelen eingewoben.
Dieser große Teppich ist eine Stiftung des Frauenkomites der Krippe aus
Anlaß des 25jährigcn Amtsjubelsestes des Prälaten Dr. v. Müller, in einer
sächsischen Fabrik gewoben und von E. Röper in Leipzig bezogen. Fräulein
Engenie Bihler-Uhl in Reutlingen hat die weißen, rothen und violetten Decken
gestickt. Die übrigen Arbeiten, die schwarzen und grünen Altar- und Taufstein-
decken, die zwei Teppiche für den vordern und Hintern Altarauftritt, die Knie-
schemel für die Trauung und Kommunion, die kleinen Ilnterlagetücher für die
Gefäße, sowie die Schntztüchcr über die Decken her sind alle von Stuttgarter
Frauenhand freiwillig in einem Geist und aus einem Guß gefertigt.
So viel sei einstweilen aus Schwaben berichtet. Möchte es Anlaß geben,
daß auch von andern Seiten berichtet werde, wie der Sinn für ächten, bedeu-
tungsvollen Schmuck des Heiligthums in der evangelischen Kirche Deutschlands
geweckt und so zur Ehre Gottes wie zur Erbauung der Gemeinde thätig ist.
Das Kunstblatt möchte gern auch hierin ein guter Bote sein. H. M.
 
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