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lichcn Darstellungen ähnliche sich findet. Jene zeigen nämlich einen viereckigen,
von einem Dache überragten Kasten und in demselben einen bärtigen Mann und
eine Frau, beide sitzend. Auf dem Dache sieht man einen Raben; von links
fliegt eine Taube, einen Zweig (Oelzweig?) tragend, herbei. Neben der Arche,
ans dem Lande, stehen dieselben Personen in der Haltung Bittslehendcr, d. h. sie
erheben den rechten Arm in halber Höhe.
Die Münzen wurden unter Septimins Severus, Macrinus und Philipp
dem Aeltern geprägt. Die durch den Beinamen L1lloto8 (— urcm) der Stadt
Apamea hinreichend erklärte Beziehung der Darstellung auf die deukal ionische
Flut würde nie in Zweifel gesetzt worden sein, wenn nicht aus der Vorderseite des
Kastens einigemal die Inschrift oder kVÄL sich fände. Die verschiedenen
Meinungen über diese Münzen hat Eckhcl (Ooctr. irurm III. S. 134 ff.) zu-
sammengestellt; in neuerer Zeit haben Lenormant und Garrucci über die
Frage gehandelt. Man ist jetzt gegen Rochette allgemein mit Recht darin
einig, daß die genannten Darstellungen jedenfalls nicht das Vorbild der christ-
lichen, die viel älter sind, abgegeben haben, unentschieden dagegen bleibt, worauf
die Legende zurückznführen sei. Eine Einwirkung der alttestamentlichen
Erzählung ist nicht schlechthin ausgeschlossen, aber weit wahrscheinlicher ist mir, -
daß jene Worte eine Nachprägung aus christlicher Zeit seien, daß also die Dar-
stellung selbst, wie auch die ganze Fassung derselben nahe legt, auf die Person
des Noah keine Beziehung nimmt.
Die Darstellung des Noah in der Arche ist charakteristisch für das Verfahren
der altchristlichen Künstler. Es kam ihnen nicht daraus an, ein historisches Bild
herzustellen, sondern einen bestimmten religiösen Gedanken, eben die Auferstehungs-
hoffnung, znm Ausdruck zu bringen. Daraus erklärt sich die lose Anknüpfung
an die biblische Erzählung. Das Historische wird als Mittel dem Symbolischen
vollständig unterstellt.
Wlllhthnmliche tum st.
Es ist eine, wie uns scheint, von der mit so offenem Blick und so fleißiger
Hand die Jahrhunderte und Kulturepochen durchschreitenden Kunstgeschichte etwas
stiefmütterlich behandelte Seite der Kunst, an welche wir erinnern und zu der
wir mit Vorliegendem einen wenn auch nur winzigen Beitrag bieten möchten.
Wir meinen die volksthümliche Kunst, und verstehen darunter jene Gestalt zunächst
der bildenden Kunst, wie sie als Wiederschein der höheren Kunstübung nach
Stoff und Form in den untern Schichten des Volkes sich findet, die volksmäßige
naturwüchsige Auffassung und Ausführung des jeweiligen Kunstideals.
Riehl drückt einmal in „Land und Leute" den Wunsch aus, es möchte der
Bau des Bauerubauses iu den einzelnen deutschen Gauen geschichtlich dargestellt
werden, und erwartet von einer solchen Darstellung schätzenswerthe Beiträge zur
Kulturgeschichte Deutschlands. Parallel diesem Begehren wünschten wir im In-
teresse der volksthümlichen Kunst und als einen reichen Beitrag zu derselben
eine Geschichte des Dorfkirchenbaues. Wir glauben, daß eine solche manchen
bisher verborgenen Schatz an's Licht bringen und nicht unwesentlich dazu dienen
 
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