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eine Schildkröte aus ihrem Haus die Arme bei dein h. Meßopfer bewegt. Wenn
auch die neuere Zeit in Deutschland die „Baßgeigenform" der Renaissance ohne
Billigung Noms verlassen hat, ist es doch nur so weit gekommen, die Bretter
enger nnd schmäler zu machen, zum freien Wurf der alten Toga hat sich die
starre Form nicht aufschwingen können. Dafür soll sie sich entschädigen mit der
Pracht von Gold- und Edelsteinbesatz, von Stickerei und Perlen, woran anch die
Stola und das Manipel theilnehmen. Diese drei Stücke wechseln auch ihre
Farben nach den kirchlichen Zeiten: 1) Weiß für Marientage, Feste der
Jungfrauen, Bekenner, die nicht Märtyrer sind, Päpste und Doktoren, Weih-
nachten bis Allerheiligen. 2) Roth für Apostel- nnd Märtyrerfeste, Pfingsten.
3) Grün in den gewöhnlichen Zeiten. 4) Violett in der Fastenzeit, Qua-
tember, Vigilien, Bettagen. 5) Schwarz für die Karwoche, Fasten nnd
Seelenmessen. An Marienfesten wird auch Blau benützt, da Maria, die
Himmelskönigin, auf Erden in Blau und Roth gekleidet gewesen sein soll.-I
Außer der Messe werden beim Gottesdienst benützt: 1) Die Sutane, ein
langes, bis nnten geknöpftes Gewand, mit einem breiten herabhängenden Gürtel
von der gleichen Farbe. Diese ist gewöhnlich schwarz, bei den Bischöfen nnd
päpstlichen Hansprälaten violett, bei den Kardinüleu seit Jnnocenz III. hoch-
roth, bei dem Papst weiß. Sie wird auch außer dem Gottesdienst getragen.
2) Die Bäffchen. Die römische Geistlichkeit hatte seit 1570 einen schmalen
gestreiften Halskragen von weißer Leinwand unter dem eng geschlossenen Kragen
des Obergewands angelegt (rullut, oollars) und diesen allmälig mit einem
unten breiteren Laschen in dreieckiger Form versehen, der llokkll, zn deutsch:
Posse, Spott, Possenstreich. Im Gegensatz dazu scheint die französische Geist-
lichkeit etwa hundert Jahre nachher, sich an die herrschende Mode mehr an-
lehnend, die schwarzen, mit weißen Rändern versehenen Ueberschläge angenommen
zu haben. Jedenfalls breiteten sie sich auch sonst aus. Heutzutage werden sie
nur von den französischen und belgischen Geistlichen mit gallikanisch-jansenistischer
Zähigkeit getragen. Die Deutschen tragen lieber das römische oollnrs, die
stehenden Kragen um den Hals, römisch ganz weiß, in einigen Diözesen farbig
mit weißer Einfassung. 3) Das Barett, llirstckrim, aus der alten Rnndkappe
entstanden, hat seit den: 15. Jahrhundert die jetzige Form, Lei den Italienern
drei, bei den Deutsche::, Franzosen und Spaniern vier Näthe oder Hörner in
Kreuzesart (oornrm xsr nrockuiu vrnom). Zu allen gottesdienstlichen Verrichtungen
wird noch die Stola getragen. Zum bischöflichen Ornat (Fig. 5) gehören noch
außerdem: a) Strümpfe, tillalia, von violetter Farbe. kJ Schuhe, sanclalia,,
roth mit goldgestickten! Kreuz, o) valnmticm, das Diakouenkleid, mit Aermeln
versehen bis in die Gegend des Kniees. ck) Vuiriesllu, das Gewand des Sub-
diakons, länger und enger als das vorige, s) Handschuhe, innnions, weiß oder
'D Also um so weniger das Blau für die Gewänder des evangelischen Altars, Tauf-
steins nnd Predigtstuhls! Wenn aber die evangelische Kirche diese gottesdienstliche Stätten nach
Len verschiedenen Kirchcnzeitcn mit den in der katholischen Kirche altherkömmlichen Farben ab-
wechselnd schmückt, so ist eben das der große Unterschied, daß bei uns nnr die Stätten, dort
anch die Personen. — —
 
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