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Straßburg. Dem Münster, welches von den ihm während der Belagerung zu-
gefügten Schäden nnnmehr so ziemlich wiederhergestellt ist, fehlte schon lange eine den Eindruck
des Ganzen vervollständigende Zierde, nämlich würdige Thür en. Diesem Mangel ist jetzt,
wenigstens was die westliche Fassade betrifft, abgeholfen. Die neuen Thorflügel des Haupt-
portals sind ein Meisterstück getriebener Arbeit und wohl das Bedeutendste, was in neuerer
Zeit überhaupt in dieser Technik geschaffen worden ist. Dieselben rühren von dem Pariser
Goldschmid Chertier her. Die Zeichnungen sind von Steinhcil, die Figuren sind von Ad.
Geoffroy modellirt und sind in grünlich matter Broncc ansgeführt. Die Hochreliefs stellen
biblische und Gestalten der Legende dar, die Ornamentik ist fein und reich, das Ganze ein
Kunstwerk für sich, das aber in solchem Nahmen und von dem hinwieder diese Umgebung
wesentlich gewinnt. Man hofft, daß mit der Zeit das ganze Münster mit solchen Thoren aus-
gestattet werden wird.
Maulbronn. Die Wiedcrherstellnngsarbeiten ^in der Klosterkirche sind rüstig fort-
geschritten. Bor allen ist zu erwähnen die Wiedcraufsrischung der beiden Wandgemälde hinter
dem Lettner, vor dem Triumphbogen des Chors, wovon eines die Gründung Les Klosters
veranschaulicht, das andere die Anbetung der drei Weisen darstellt. Die stark beschädigten Ge-
mälde sind durch Prof. Schmidt in Stuttgart wiederhergestellt. — Der Levitenstuhl, gemeinhin
„Abtsstnhl" genannt, welcher bisher vor dem Lettner und hinter dem herrlichen steinernen
Crncifip stand, ein Meisterwerk der Holzschnitzkunst, wird in der Werkstätte des Bildhauer Cloß
in Stuttgart gründlich wiedcrhergcstellt und soll später seinen Platz im Chor der Kirche erhalten.
An seine Stelle ist ein stylgcrcchter Kirchenstnhl gekommen, der von Johannes Hanser in
Stuttgart gefertigt ist.
Urach. Im Chor der Haupt-Kirche ist die Restauration eines Kunstwerks vollendet worden,
das für Urach eine ganz besondere Bedeutung hat. Es ist der Betstuhl des Grafen von
Württemberg, späteren Herzogs Eberhard im Bart. Nach der Jahreszahl 1472 unter dem
an der Rückwand an einem Bande angebrachten Wahlspruch „nttourxto" („Ich wag's") fällt
die Fertigung des Stuhls in die Zeit der Rückkehr des Grafen von seiner Pilgerfahrt nach
dem heiligen Lande. Ucber den künstlerischen Werth desselben äußert sich der verstorbene Bau-
meister Beisbarth: in keiner Kirche Württembergs dürfte wohl ein Betstuhl wie dieser in der
Amaudnskirche zu Urach zu finden sein, welcher an Originalität und Feinheit der Ausführung
alles in diesem Styl Vorhandene übertrifft. Nur der Abtstuhl in der Klosterkirche zu Maul-
bronn kann ihm an die Seite gestellt werden." Es war hohe Zeit, dieses Kunstwerk von dem
Untergänge zn retten. In Folge der vom Verein für christliche Kunst in der cvangcl. Kirche
Württembergs schon vor einiger Zeit gegebenen Anregung hat der Stiftnngsrath 1877 die
Restauration des Betstuhls beschlossen. Unter Berathnng und Unterstützung des Vereins wurde
der Entwurf für Herstellung des Stuhls dem Architekten C. Beisbarth übertragen, nach dessen
Tode sein Sohn, Baumeister Beisbarth in Stuttgart, nach den Zeichnungen seines Vaters die
Arbeit leitete. Die technische Ausführung übernahmen die Gebrüder Machold, Bildhauer iu
Stuttgart, uud sie lösten ihre Aufgabe in kunstverständiger, würdiger Weise.
— Im Mai und Juni 1880 soll in der Albert-Hall in London eine Ausstellung
von Knnstgegcnständen, die zum Gebrauch iu Kirchen dienen, stattfinden. Man hofft
ans thätige Beteiligung des Auslandes. In die Kategorie der kirchlichen Kunst gehören
Modelle von Kirchen und Kirchentheilcn, Originale oder Nachbildungen von Architektur- oder
Sknlpturstücken, Bilder, Mosaiken, Glasmalereien, Schnitzereien, Glocken, Kirchenbücher, In-
strumente zur geistlichen Musik, Stickereien re., und schließlich, nach Auslegung des Ausschusses,
auch Artikel, welche zn Begräbnissen gebraucht werden.
Inhalt: Die gottesdienstlichen Gewänder der Geistlichen, namentlich in der evangelischen Kirche.
Von Pfarrer vr. Bnnz. Mit Holzschnitten. — Ogu» vranoiA-onunr.— Literatur: Straß-
burger Münsterbüchlein. Der Wiener Stefansdom. Die Deckengemälde in der Krypta
des Münsters zn Basel. — Chronik.

Verantwortliche Redaktion: Prälat vr. U. Mci'j in Stuttgart.
Druck und Verlag von I. F. Strinlropf in Stuttgart.
 
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