Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
162

Henkel der Kannen bilden Greife, über dem Deckelknopfe ist eine Kreuzblume.
Am Knauf der innen glänzend polirten Kelche enthalten je sechs vierkantige
Buckeln die fiins Buchstaben des Namens Jesu und ein Kreuz. Auch die Hostien-
kapsel ist mit den vier Evangelistcn-Brustbildern geschmückt, den obern Rand
umgiebt ein zierlicher Kranz von Kronen. Die beiden Teller sind matt vergoldet
und fein ciselirt; das große und tiefe Taufbecken enthält inmitten des Grundes
das Lamm in getriebener Arbeit. Diese prächtigen Gefäße, von denen wir im
Holzschnitt eine Anschauung geben, haben ein Gesamtgewicht von Zwanzig Pfund
und einen Gesamtwerth von 7000 Mark, und sind, wie eine Inschrift am Kranze
der Kannen über dem Fnße besagt, „Gestiftet von Königin Olga 1878."

Oie gottesdienstlichen Gemünder der Geistlichen, namentlich in der
evangelischen Kirche.
Von Pfarrer vr. Bunz in Ohmenhausen bei Reutlingen.
(Fortsetzung.)
Gehen wir über zum gottesdienstlichen Gewand in der evangelischen
Kirche, so gilt hier auch in dieser Richtung der Grundsatz, welchen die Konkordien-
Formel im Art. 10 anführt: Uneinigkeit im Fasten zerstört nicht die Einheit im
Glauben. (Oi88oimntia, ssjnnii non äi88o1vit 6on8onantiain tickst.) Am
nächsten der römischen Kirche steht, wie in der Verfassung, so auch in der Klei-
dung die englische Hochkirche. Der Ornat, wie er heute noch üblich, stellte
sich in den ruhigeren Zeiten nach der blutigen Maria fest. Er besteht aus:
1) einem bis zu den Füßen reichenden, engen, schwarzen Rock, 0N880N (Sutane),
2) einem langen, weißen Ueberkleid mit weißen Aermeln, bei der höhern Geistlich-
keit weit gebauscht, rosbmtts, Malins, ackds (Albe oder Chorrock), 3) einem
bis zu den Füßen reichenden vorn offnen Uebergewand ohne Aermel, bis 1553
scharlachrot!), dann schwarz, slüinsrs (Kasel), 4) einem um den Nacken laufenden
schwarzen Band, 8tols, 5) einer dunkeln oder rothen Kopfbedeckung, oaxxs. Zur
Predigt wird der vorn offene sog. Genfer Chorrock von schwarzer Seide mit
Beffchen getragen. Die puseyitische Partei legt den 8nrxltss immer, nicht bloß
zu Sakrament und Liturgie an, bei beiden letzteren aber die römischen Gewänder
mit ihrem Farbenwechsel. Bei den Dissenters herrscht Willkür, doch haben
Congregationale, Presbyterianer, Wesleyaner und Baptisten meist den Genfer
Chorrock, ebenso die schottische freie Kirche. Spurgeon predigt ohne Chorrock.
Der deutsche Chorrock hat mit der Sutane oder Luthers schwarzem
Augustinergewaud nichts gemein. Auf die Kleidung der germanischen Völker,
von der die männliche zu Tacitus Zeit aus einem anliegenden Unterkleid ohne
Aermel und einem Schultcrmantel, sowie in Fellen bestand, hatte römische und
byzantinische Art Einfluß, besonders vom 11. Jahrhundert an. Au: Ende des
nächsten bestand die männliche Kleidung aus den: Niederwat (cklsmsäs), der
Beinkleidung (Ulo8s, OnU^n), den Halbstiefeln oder Schuhen, der Obertunika
(Uoo) und den: Schultergewand (Kaprun, Ualnckauisntum). Den Nock fieng
 
Annotationen