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euer Herr, der Markgraf und Kurfürst, will laßen das Evangelium Christi
lauter, klar und rein predigen, ohne menschlichen Zusatz und die beiden Sakra-
mente der Taufe und des Bluts Jesu Christi nach seiner Einsetzung reichen und
geben wollen, und fallen lassen die Anrufung der Heiligen — so gehet in
Gottes Namen mit herum, uud traget ein silbern oder gülden Kreuz uud Chor-
kappe oder Chorrock von Sammet, Seiden oder Leinwand. Und hat euer Herr,
der Kurfürst, an einer Cchorkappe oder Chorrock nicht gnug, die ihr anziehet,
so ziehet derer dreie an, wie Aaron der Hohepriester zwei Röcke über einander
anzog, die herrlich und schön waren, daher man die Kirchenkleider im Papstthnm
Ornata genannt hat. Haben auch Ihr Kurfürstliche Gnaden nicht gnug au
einem Circmitm oder Procession, daß ihr umher gehet, klingt und singt, so gehet
siebenmal mit herum, wie Josua mit den Kindern
von Israel um Jericho gingen, machten ein Feld-
geschrei, nnd bliesen mit Posaunen. Und hat euer
Herr, der Markgraf, ja Lust dazu, mögen I. K.
F. G. vorher springen und tanzen, mit Harfen,
Pauken, Cymbeln uud Schellen, wie David vor-
der Lade des Herrn that, da sie in die Stadt
Jerusalem gebracht ward, bin damit sehr Wohl
zufrieden. Denn solche Stücke, wenn nur Miß-
brauch davon bleibet, geben oder nehmen dem
Evangclio gar nichts, doch daß nur nicht eine
Noth zur Seligkeit, uud das Gewissen damit zu
verbinden, daraus gemacht werde. Und könnt'
ich's mit dem Papst nnd Papisten so weit brin-
gen, wie wollt ich Gott danken, und so fröhlich
sein. Und wenn mir der Papst diese Stücke
frei ließe gehen und predigen, uud hieße mich,
mit Urlaub, eine Bruch (Unterhose) umhängen;
ich wollt's ihm zu Gefallen tragen."
Der erste lutherische Geistliche, welcher ent-
schieden mit der Meßkleidung brach, war der getreue
Rath des Deutschordens-Hochmeisters Albrecht,
Herzogs von Preußen, des ersten deutschen Fürsten, welcher das nachdrücklichste Bei-
spiel einer Trennung voll Rom gab, Georg von Polentz, der letzte katholische
und erste evangelische Bischof von Samland. Jur Jahr 1526 vom Herzog aus-
gefordert, ihn mit seiner ersten Gemahlin Dorothea, Prinzessin von Dänemark,
zu trauen, schrieb er zurück: „Dorus gebe ich E. F. G. vnderthäniglich zu er-
kennen, daß ich williglich E. F. G. zu Ehren mich dazu gebrauchen will lassen
E. F. G. mit Ihrem Gemahl zu trauen nach christlicher Ordnung mit einer-
christlichen Vorrede vom ehelichen Stande so viel mir Gott verleihen will. -
Aber das Amt der Messe zu halten bin ich ungeschickt, hab mich auch desselbigen
gänzlich abgethan vnd vergessen, vnd bei mir beschlossen, ob Gott will, diese
Papistische Tracht als Kasel, Korkappen oder dergleichen nimmer mehr zu tragen
 
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